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02.12.2019

Aus der Schule – für die Schule: Wie sag ich's?

02.12.2019
Kolumne von Martin Senn auf www.schulinfozug.ch
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Wie sag ich's meiner Kollegin oder meinem Kollegen, wenn ich Kritik anbringen möchte? Was bei Komplimenten einfach ist, fällt bei Kritik offensichtlich schwer. Aber es muss sein.

Von Martin Senn*

Ich fühle mich nicht gut, denn ich habe wieder einmal nichts gesagt, nicht reagiert. Der heutige oder gestrige Vorfall darf eigentlich nicht ohne Reaktion von mir bleiben. Aber darf ich mich einmischen, soll ich meine Sichtweise äussern? Mir wird unwohl, wenn ich mir vorstelle, was meine Einmischung auslösen könnte – für mich und für mein Gegenüber, fürs Team. Ich befürchte, dass ...

Der Unterricht in unseren Schulzimmern ist transparenter geworden. Offene Türen, gemeinsames Vorbereiten, Austausch von Lehrmitteln, Teamteaching, Gespräche in der Pause oder kollegiale Beratung ermöglichen Einblicke. Lehrpersonen gleicher Stufen oder gleicher Schulhäuser wissen voneinander, wo die Stärken, aber auch wo die Schwächen der anderen liegen.

Während wir Stärken bewundernd und lobend ansprechen, werden Schwächen im direkten Austausch mehrheitlich verschwiegen. In seltenen Fällen platzt jemandem der Kragen, aber dann ist schon so viel Geschirr in die Brüche gegangen, dass niemand mehr profitieren kann. Werden die Schwächen einzelner «hintenherum» unter einander Wohlgesinnten besprochen, wirkt sich dies negativ auf Kollegialität und Team aus, denn es führt im Handumdrehen zu Gruppenbildung mit Ausgrenzungstendenz.

 

Wie bringe ich Kritik an? By Michel Gilgen
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Ich merke, dass es mir viel bringen kann, wenn ich für situationsgerechte und wohlwollende Kritik von Lehrerkollegen offen bin. Im ersten Moment bin ich verletzt und reagiere mit Rechtfertigung und innerer Ablehnung. Die Konfrontation mit einer kontroversen Sichtweise oder mit meinen Unzulänglichkeiten löst bei mir die Analyse meiner Handlungsmotive aus. Kann ich mein Handeln nicht mit voller Überzeugung für mich selbst begründen, beginnt die Suche nach Veränderungsmöglichkeit. Ist die Kritik gerechtfertigt, tue ich gut daran, sie als Vertrauensbeweis zu interpretieren. Mein Tun und meine Person werden ernst genommen, mir wird Veränderung zugetraut.

In unseren Lehrerteams stellt sich immer wieder die Frage, wieviel Harmonie unserer Professionalität gut tut. Was brauchen wir, dass ein Knirschen auf der Sachebene nicht zur Belastung auf der Beziehungsebene wird? «Sich in die Haare geraten, ohne die Frisur zu zerzausen», sagt Handballtrainer Urs Mühlethaler, der für mehr Streit, dafür weniger Krach plädiert. Unausgesprochen setzt dies bei allen Beteiligten gegenseitige Achtung, Vertrauen und grosses Wohlwollen voraus. Fehlen diese Voraussetzungen, kann keine gewinnbringende Streitkultur entwickelt werden. Schulleiter und Lehrpersonen müssen sich wiederkehrend für passende Rahmenbedingungen und Zeitgefässe einsetzen, die konstruktive Formen von sachorientierter Kritik ermöglichen. Damit klären sich Absicht, Zeitpunkt, Art und Weise und mögliche Inhalte von Kritik.

Ich bin überzeugt, dass mein Unbehagen kleiner wird. Einerseits tritt die Frage im Titel in den Hintergrund und andererseits werde ich mit Kritik an mir professioneller umgehen können. Qualitätsentwicklung und Professionalisierung durch mehr Haifischbecken statt Goldfischteich.

 

*Martin Senn ist Heilpädagoge an der Oberstufe Walchwil und u. a. Vertreter der Lehrerschaft in der Walchwiler Schulkommission sowie aktiv im Lehrerinnen- und Lehrerverein des Kantons Zug, martin.senn@schule-walchwil.ch.

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