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13.12.2023

Bildungsrat im Schnellzug am Bildungswesen vorbei?

13.12.2023
Die Zuger ALG Nationalrätin Manuela Weichelt verteidigt den prüfungsfreien Übertritt.
MW
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Der Bildungsrat des Kantons Zug möchte Aufnahmeprüfungen für das Gymnasium einführen. Damit würde er ein Erfolgsmodell des Kantons Zug im Schnellzug zerstören, den Fachkräftemangel vergrössern und für Jugendliche den Zugang zur Matura unabhängig ihres sozioökonomischen Status erschweren.

Von Manuela Weichelt*

Wir leben in Zeiten des Fachkräftemangels. Dieser betrifft sowohl nichtakademische wie akademische Berufen gleichermassen[1]. Ein gegeneinander Ausspielen der beiden Wege unseres erfolgreichen dualen Bildungssystems führt nur zu Verliererinnen und Verlierern.

Der prüfungsfreie Zutritt ans Gymnasium hat sich im Kanton Zug über viele Jahre bewährt. Es gibt selten Fehlzuweisungen, was ein grosses Kompliment an die Primarschullehrpersonen ist. Sie kennen und fördern ihre Schülerinnen und Schüler, führen Gespräche mit ihnen und den Erziehungsberechtigten und entscheiden danach im Rahmen ihres professionellen Ermessens. Auch die Rückmeldegespräche von den Kantonsschullehrpersonen an die abgebenden Lehrpersonen tragen zu diesem guten Resultat bei. Der hohe Anteil von Zugerinnen und Zugern an der Universität Zürich und an der ETH zeigt, dass der prüfungsfreie Zutritt ans Gymnasium erfolgreich ist. Bei den ETH Mintfächern belegen die jungen Frauen der Kantonsschule Zug sogar den ersten Platz [2] innerhalb der Zentralschweiz. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es zu begrüssen, dass im Kanton Zug sowohl der Anteil an gymnasialen Maturitäten, wie auch jener der Berufs- und Fachmaturitäten kontinuierlich steigt.[3]

Weshalb ein Erfolgsmodell ändern, welches die Bildungsgerechtigkeit unterstützt? Soll die Nachhilfeindustrie gefördert werden[4]? Sollen die Kinder wie im Kanton Zürich nur noch mit Geld ihre Matura absolvieren können? Ich würde dies als grossen Rückschritt für unseren Kanton betrachten. Wir sollten alles daran setzen, die Jugendlichen auf ihrem Bildungsweg bestmöglich zu unterstützen und keine unfairen Selektionshindernisse einzubauen.

Lieber Bildungsrat, seid Ihr wirklich der Meinung, dass Aufnahmeprüfungen objektiver sind als die professionelle Einschätzung und Empfehlung der Primarschullehrpersonen? Denkt Ihr eine Prüfung hängt nicht auch von der Tagesform ab?

Die Zuger Bildungslandschaft steht der Einführung einer Aufnahmeprüfung grossmehrheitlich ablehnend gegenüber. Weder die Kantonsschullehrpersonen noch die gemeindlichen Rektorinnen und Rektoren unterstützen die Pläne des Bildungsrates. Noch sind die Würfel nicht definitiv gefallen. Der Bildungsrat hat die Chance, nochmals über die Bücher zu gehen.


*Manuela Weichelt (2 Töchter), Zuger Nationalrätin seit 2019, Präsidentin der Subkommission Gerichte/Bundesanwaltschaft der Geschäftsprüfungskommission, Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates, Regierungsrätin 2007 bis 2018, Kantonsrätin 1994 bis 2002, Präsidentin Palliativ.ch, Master in Public Health, dipl. Sozialarbeiterin und dipl. Pflegefachfrau.

Quellen
[1] Gemäss Adecco Jobs Fachkräftemangel Index Schweiz 2022.
[2] «Edumap» [Zugriff nur für Schulleitungen], Angebot der ETH Zürich und der Universität Zürich, das Mittelschulen mit Informationen zur Studienfachwahl ihrer Maturandinnen und Maturanden und mit Datenanalysen bei der MINT-Förderung unterstützt.
[3] Siehe PPT «Anstieg Maturitäten Zug». Daten von BFS, 2023: Statistik der Bildungsabschlüsse (SBA).
[4] Eberle, Gutachten im Auftrag des Amts für Höhere Bildung des Kantons Graubünden, 2022 S. 71

 

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