Navigieren auf Schulinfo Zug

Inhaltsnavigation auf dieser Seite

Navigation
06.01.2022

Von leichten und schweren Rucksäcken

06.01.2022
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Oder: Den Rucksack tragen helfen.
BD
Bild Legende:

Auch im neuen Jahr muss jede und jeder seinen Rucksack tragen. Auch unsere Schülerinnen und Schüler. Die Rucksäcke sind nicht gleich schwer und oft bleibt das tatsächliche Gewicht verborgen. Das muss uns in der Schule besonders aufmerksam machen.

Von Britta Dobbelfeld*

Wir alle haben ihn täglich mit dabei, unseren Rucksack. Gefüllt mit Lebenserfahrung: Schöne, leichte Momente, schwierige, harte Zeiten und viele Nuancen dazwischen – eine Fülle von Erfahrungen, die zu uns gehören. Die uns zu dem haben werden lassen, die wir sind. Die uns in unserem Denken und Handeln beeinflussen. Bewusst oder unbewusst.

Auch unsere Schulkinder und –jugendlichen tragen ihre Rucksäcke. Manchmal sind diese bereits im Kindesalter schwer gefüllt.

An unseren Volksschulen gehen junge Menschen aus allen Schichten ein und aus. Da sind die Kinder aus wohlbehütetem Elternhaus, die viel Liebe erleben. Es gibt solche, denen es im Materiellen an nichts fehlt, die jedoch emotional verwahrlost aufwachsen. Und dann sind da auch Kinder und Jugendliche, die die Sorgen ihrer Eltern direkt mitbekommen – gesundheitliche Probleme, Streitereien, finanzielle Schwierigkeiten, Konflikte mit dem Gesetz oder schlichte Überforderung mit der aktuellen Lebenssituation. Immer wieder geraten Kinder zuhause zwischen Fronten, die mit ihnen nichts zu tun haben. Auch erlebte Gewalt und Übergriffe gehören bei einigen bereits zu ihren regelmässigen Erfahrungen.

Im täglichen Unterricht kommen diese schweren Rucksäcke bei unseren Schulkindern und Jugendlichen nur zu einem kleinen Teil direkt zum Vorschein. Manchmal zeigen sie sich in Konzentrationsschwierigkeiten, manchmal im Vergessen der Hausaufgaben oder in Verhaltensauffälligkeiten. Selten kommen die ganz schwierigen Situationen sichtbar an die Oberfläche und von Schulseite kann ihnen aktiv geholfen oder externe Hilfe initiiert werden. Wenn man den Statistiken glaubt, gibt es eine hohe Dunkelziffer von Kindern, die zuhause leiden, die uns nie bekannt werden.

Copyright Andreas Busslinger
Bild Legende:
Wanderung beim Ewegstaffel. Bild: Andreas Busslinger

Die Bildung, der Lern- und Laufbahnerfolg unserer Schülerinnen und Schüler steht im Zentrum unserer täglichen Arbeit – wie es im Rahmenkonzept Gute Schulen treffend abgebildet ist. Eine positive emotionale Entwicklung bildet hierfür eine wichtige Basis. Auf das Elternhaus haben wir diesbezüglich wenig bis keinen direkten Einfluss. Im Rahmen unserer Möglichkeiten und Verantwortung können wir an den Schulen trotzdem einiges bewirken. Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und das ernst- und wahr-Nehmen unserer Schülerinnen und Schüler als Menschen – auch in für uns anspruchsvollen Situationen mit ihnen – helfen dabei. Mit jedem einzelnen schweren Rucksack, den wir etwas leichter machen können, unterstützen wir eine Biographie des jeweiligen Kindes massgeblich.

Fürs 2022 wünsche ich uns allen offene Ohren, offene Herzen, viel Humor und Lebensfreude – verbunden mit einer grossen Portion Verständnis und Toleranz für all unsere Schulkinder und -jugendlichen. Das Gewicht ihrer Rucksäcke ist für unsere Augen meist unsichtbar. Oder, wie es der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry so treffend beschreibt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

 


*Britta Dobbelfeld ist Rektorin der Schulen Cham.

Weitere Informationen

hidden placeholder

behoerden

Fusszeile