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04.03.2020

Interne Evaluation – die Neugier wecken

04.03.2020
Beitrag von Marc Haring, Schulleiter Allenwinden, Schulen Baar
MH
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Wie gelingt es, interne Evaluationen einzuführen und umzusetzen? Welche Voraussetzungen müssen interne Evaluationen erfüllen, damit die professionelle Neugier der Lehrerinnen und Lehrer geweckt und befriedigt wird? Auf Basis der Zuger Grundlagen können Gelingensbedingungen aufgezeigt werden.

Von Marc Haring*

Interne Evaluation: Entwicklungsmöglichkeiten für die Konzeption

„Schulen sind lebendige Organismen. In einem Bildungssystem, auch wenn es unter Veränderungsdruck steht, können daher neue Elemente und Verfahren nicht einfach normiert und standardisiert eingeführt werden“, schreibt Regierungsrat Stephan Schleiss im Vorwort des „Rahmenkonzeptes Gute Schulen – Qualitätsmanagement an den gemeindlichen Schulen“ (DBK Zug, 2011, S. 3), „[...] Das gilt auch für den Aufbau des Qualitätsmanagements (QM) im Schulsystem des Kantons Zug. Dieser Prozess gelingt, wenn er sich einerseits an einem gesetzten Rahmen orientieren, andererseits individuell gestaltbare Freiräume nutzen kann.“

Das Rahmenkonzept „Gute Schulen“ (DBK Zug, 2011, S. 2) hält fest, dass die wichtigsten Ressourcen jeder Schule kompetente, motivierte und gesunde Lehrpersonen sind. Gute Schulen stellen somit sicher, dass sich jede Lehrperson professionell und persönlich weiterentwickelt. Die Qualitätssicherung in der Schule kann somit immer nur über die Lehrpersonen direkt erfolgen. Es gilt, die an einer Evaluation involvierten Personen zu Beteiligten zu machen.

Wie Schulleitungen mit dieser Haltung Interne Evaluationen gewinnbringend einführen und umsetzen können, habe ich im Rahmen meiner Diplomarbeit im Rahmen der Schulleiterausbildung untersucht und dabei auf Basis der kantonalen Rahmenbedingungen Handlungsfreiräume und Entwicklungsmöglichkeiten für die Konzeption von Internen Evaluationen abgeleitet.

Gründe für Evaluationen

Interne Evaluation by Michel Gilgen
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In Ergänzung zum Rahmenkonzept zeigt die DBK Zug in der Broschüre „Interne Schulevaluation. Verfahren und Instrumente für die gemeindlichen Schulen des Kantons Zug“ (2011) fünf gute Gründe für eine Selbstevaluation (der Internen Evaluation gleichzusetzen) auf, um kritische Personen für Evaluationen gewinnen zu können (vgl. DBK Zug, 2011, S. 3f):

  1. Selbstreflexion ist Teil der Arbeitskultur von Schule: In der Vergangenheit reflektierten einzelne Lehrpersonen Schulqualität individuell. Die Selbstevaluation geht einen Schritt weiter: Schulteams und Unterrichtsteams sollen gemeinsame Formen der Qualitätssicherung und -entwicklung aufbauen. Schulen und Lehrpersonen nutzen Evaluationen, um die Wirkung der gemeinsamen Arbeit zu beurteilen.
  2. Evaluation ist Werkzeug der Schulentwicklung: Evaluationen ermöglichen, datengestützt fundiert zu agieren, statt aus Vermutungen heraus zu handeln. Die Wirksamkeit von Entwicklungsprojekten kann belegt werden. Sinnvoll eingesetzte Evaluationen unterstützen den Anspruch, Mass zu halten und den Fokus auf jene Bereiche zu legen, für die sich ein Engagement lohnt.
  3. Evaluation ist ein Beteiligungsinstrument: Evaluationen holen die Sichtweisen der Beteiligten ein. Dies ist die Grundlage zur Planung der Weiterarbeit. Evaluationen bei Schülerinnen und Schülern (SuS), sowie bei den Erziehungsberechtigten ermöglichen den Einbezug in die Gestaltung der Schule. Die umfassenden Rückmeldungen ermöglichen ein Gesamtbild und sind ein Beitrag zur Demokratisierung der Schule.
  4. Evaluation dient der Rechenschaftslegung: Evaluationen geben Hinweise, wie die Qualität von Prozessen oder Ergebnissen einzuschätzen ist. Resultate aus Evaluationen ermöglichen Rechenschaftslegung über die Leistungen der Schule.
  5. Evaluation dient der Öffentlichkeitsarbeit: Evaluationen liefern der Schule Informationen über Erreichtes, über Stärken oder auch Schwächen. Werden diese für Öffentlichkeitsarbeit beigezogen, so ist die Selbstdarstellung durch die Datengrundlage glaubwürdig.

Es geht darum, die bestehende Reflexionspraxis systematisch in den Schulalltag zu implizieren und vom Unterricht auf die gesamte Schule auszudehnen.

Interne Evaluation by Michel Gilgen
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Widerstände

Widerstände beim Einsatz von Evaluationen sind nicht selten. Ausgelöst werden diese meistens dann, wenn einzelnen Schritten im Evaluationsprozess zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Dadurch können bei den Lehrpersonen viele Fragen auftauchen, die eine skeptische Haltung nähren können (vgl. DBK Zug, 2011, S. 30).

  • Die einzelnen Evaluationsschritte müssen mit der nötigen Sorgfalt erarbeitet werden, sodass sie zu möglichst wenig Unklarheiten führen.

Ein weiterer wichtiger Grund für Widerstände gegenüber Evaluationen besteht in den fehlenen Anreizen für die Lehrpersonen (Was habe ich davon?...). Häufig hat die Frage damit zu tun, dass Evaluationen als etwas Aufgesetztes empfunden werden, das nicht in der Alltagspraxis verankert ist. Diesbezüglich ist ebenfalls zu bemerken, dass eine Evaluation ohne (Schul- und Unterrichts-)Entwicklung genauso wenig denkbar ist, wie Entwicklung ohne Evaluation. Beide sind darum untrennbar miteinander und mit wechselseitigen Abhängigkeiten verknüpft.

  • „Evaluationen bringen dann am meisten, wenn der Evaluationszyklus eng mit dem Entwicklungszyklus einer Schule oder eines Unterrichtsteams verzahnt wird“(DBK Zug, 2011, S. 30).

Handlungsfreiräume für die gemeindlichen Schulen

Auch wenn die DBK Zug für interne Evaluationen mit dem QM insbesondere mit den Zielen, Mindeststandards und der Definition der Verantwortlichkeiten einige verpflichtende Vorgaben macht (vgl. DBK Zug, 2011, S. 33), so besteht für die gemeindlichen Schulen doch grosser Spielraum für die Umsetzung in den einzelnen Schulen.

  • Die DBK Zug gibt zwar die Mindeststandards vor. Den Schulen steht es jedoch frei, wie diese Zielerreichung erfolgen soll. Die internen Evaluationen (allenfalls festgehalten in einem Konzept) können so optimal auf die zahlreichen anderen Prozesse des Schulalltags abgestimmt werden.
  • Die Schulen können über die Mindeststandards hinaus weitere oder feinmaschiger definierte Ziele im Bereich der internen Evaluation verfolgen, wenn diese für ihre Arbeit dienlich sind.
  • Das in der Broschüre „Interne Schulevaluation“ (DBK Zug, 2011, S. 14ff) aufgezeigte Vorgehen dient als Leitfaden und ist keine verbindliche Vorgabe. Dadurch kann das Verfahren auf die Bedürfnisse der Schule oder auf die spezifische Fragestellung der internen Evaluation angepasst werden.
  • Es steht den Schulleitungen frei, die Durchführung der internen Evaluationen an eine Person oder Steuergruppe (Stgr) zu delegieren, was im Rahmenkonzept (DBK Zug, 2011) auf S. 33 explizit so festgehalten ist. Dies entbindet sie jedoch nicht vor der Übernahme der Gesamtverantwortung für die interne Evaluation.
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Entwicklungsmöglichkeiten für die gemeindlichen Schulen

Konzept Interne Evaluation

Es ist sinnvoll, für die Konzeption interner Evaluationen zunächst von den bereits an der Schule etablierten Instrumenten auszugehen und diese allenfalls anzupassen, oder durch neue zu ergänzen, allenfalls zu ersetzen.

Des Weiteren soll das Konzept die Vernetzung der verschiedenen Instrumente der internen (und externen) Evaluation in Bezug auf die Schul- und Unterrichtsentwicklung aufzeigen.

Zudem müssten die Verantwortlichkeiten zwischen den Akteuren auf Gesamt- wie auch auf Einzelschulebene geklärt werden. Der Handlungsspielraum der Einzelschule soll dabei möglichst gross bleiben, gleichzeitig jedoch eine sinnvolle Einpassung in die gesamtschulische Qualitätssicherung ermöglichen.

Die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen ist dabei als grosse Chance zu verstehen, wodurch die Schulleitung spürbar entlastet werden könnte. Wichtiger als die hierarchische Position sind dabei die persönlichen Fähigkeiten der eingesetzen Personen zu betrachten.

Da diese Klärungen vor allem zu Beginn sehr wichtig sind und die anderen Instrumente sich auf dieser Grundlage weiterentwicklen sollen, müsste das Konzept möglichst zu Beginn des Prozesses erstellt werden. Die Einführungsphase soll dabei von einer sorgfältigen Vorgehensweise geprägt sein, die auf klaren Zielen basiert und in überschaubare Aufgabenbausteine operationalisiert wird.

In Ergänzung zu den kantonalen Vorgaben und Hilfsmitteln könnte das Konzept auch eine gezielte Auswahl der wichtigsten Gelingensfaktoren für das Vorgehen bei internen Evaluationen enthalten. Die nachfolgend vorgeschlagene Sammlung bezieht sich neben den in den kantonalen Grundlagenpapieren erwähnten auch auf Gelingensfaktoren, die in weiterer Fachliteratur genannt werden:

Eine gute Evaluation...

  • ...hat einen positiven Zweck
  • ...hat klare Zielsetzungen
  • ...weist Indikatoren aus, nach denen Prozesse und Ergebnisse bewertet werden können
  • ...bezieht sich auf einen brauchbaren, für den Schulalltag relevanten Ausschnitt von Schulwirklichkeit
  • ...bezieht schulspezifische, gesicherte Rahmenbedingungen mit ein
  • ...beruht auf dem Einsatz von stimmigen Methoden
  • ...reflektiert unerwartete Nebenwirkungen
  • ...überprüft nur das, was verändert werden kann und löst dadurch Entwicklungen aus
  • ...hat einen multiperspektivischen Ansatz (Einbezug von SuS, Schulpartnern, Rückmeldungen von aussen)
  • ...definiert klare Verantwortlichkeiten und Entscheidungsstrukturen
  • ...wird nicht nur mit einem Evaluationsbericht, sondern mit einer kommunikativen Auseinandersetzung abgeschlossen

Mehrjahresplanung

Alle geplanten Vorhaben und Projekte sollen zu einer Mehrjahresplanung aufeinander abgestimmt werden. Sinnvollerweise werden die Phasen (Planung, Pilot, Umsetzung, Abschluss/Evaluation) dieser Vorhaben, wenn möglich (bis auf das Quartal genau) ebenfalls abgebildet. Durch die Vernetzung sämtlicher längerfristigen Vorhaben und Zielsetzungen wird die Ausrichtung der Schule genauer definiert. Des Weiteren können neue Projekte, und damit auch deren Evaluation, besser auf andere Vorhaben abgestimmt werden, wodurch deren Nutzen erhöht wird. Die Mehrjahresplanung soll jährlich angepasst und ergänzt werden.

Fokusevaluationen

Für die Organisation von Fokusevaluationen bietet sich die Steuergruppe Gesamtschule an, wodurch auch der Einbezug von Lehrpersonen und Schulleitenden gleichermassen gewährleistet wird. Dadurch können datengestützt Informationen zu wichtigen Schul- und Unterrichtsthemen aufbereitet werden, die wiederum möglicherweise Folgemassnahmen nach sich ziehen und damit Einfluss auf die Jahresziele und die Mehrjahresplanung haben könnten. Damit die Steuergruppe Gesamtschule ihrem Auftrag nachgehen kann, sind Grundlagen zur Durchführung sowie zu strukturellen und planerischen Voraussetzungen zu definieren. Im Sinne der Leistbarkeit und der Möglichkeit, sich vertieft mit einer Fokusevaluation auseinander setzen zu können, ist eine Umsetzung im Dreijahresrhythmus empfohlen.

Projektevaluationen

Es ist anzustreben, sämtliche Projekte und Vorhaben zum Abschluss einer Evaluation (in welcher Tiefe und Detailierungsgrad auch immer) zu unterziehen. Dies gilt sowohl für Projekte auf Gesamtschulebene, wie auf Ebene der Einzelschulen oder gar Ebene Unterrichtsteam/Lehrpersonen.

Grosse Projektevaluationen sollen im Sinne der Leistbarkeit, wenn möglich zusammen mit den Jahreszielen, oder anhand einer Fokusevaluation ausgewertet werden. Je nach Art des Projektes kann dieses Vorgehen jedoch auch wenig sinnvoll erscheinen. Diese Projekte sollen dann separat evaluiert werden, wofür allerdings genügend zeitliche, wie auch personelle Ressourcen vorhanden sein müssen.

Interne Evaluation by Michel Gilgen
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Einsatz der kantonalen Hilfsmittel

Der Einsatz des 5-phasigen Vorgehens bei Evaluationen (vgl. DBK Zug, 2011, S. 14), wie es für die Umsetzung von internen Evaluationen vorgeschlagen wird, ist zweckmässig und zur Anwendung empfohlen. Vor allem in der Planungsphase sorgt dieser Ablauf dafür, dass ressourcenschonend und dennoch zielgerichtet vorgegangen werden kann.

Eine vorschnelle Wahl des Erhebungsinstrumentes ist zu vermeiden, schliesslich soll der Methodeneinsatz von der Fragestellung abhängen und nicht umgekehrt.

Vorgehen für interne Evaluationen
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Vorgehen für interne Evaluationen (DBK Zug, 2011, S. 14)
*Marc Haring ist Schulleiter an der Schule Allenwinden der Schulen Baar. Er hat sich i. Zsh. mit einer Diplomarbeit vertieft mit den Gelingensbedingungen von internen Evaluationen befasst.

Literaturverzeichnis

DBK Zug. (2011). Interne Schulevaluation. Verfahren und Instrumente für die gemeindlichen Schulen des Kantons Zug. Zug: DBK.

DBK Zug. (2011). Rahmenkonzept "Gute Schulen". QM an den Schulen des Kantons Zug (2. Ausg.). Zug: DBK.

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