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12.01.2021

Orthografie – im Lehrplan und in den Lehrmitteln

12.01.2021
Orthografie im Kanton Zug – im Lehrplan und in den Lehrmitteln. Ein Beitrag von Katja Weber.
KW
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Der Umgang der Schule mit der Rechtschreibung interessiert breite Kreise. Im Lehrplan steht, welche Rechtschreibregel wann eingeführt wird. Vielfältige Lehrmittel unterstützen die Umsetzung. Ein Überblick.

Von Katja Weber*

«Über die Sprache erfüllt der Mensch sein Bedürfnis nach Wissen, Austausch und Kommunikation»[1]. Eines der Hauptziele in der schulischen Bildung ist gemäss Lehrplan 21, Kinder und Jugendliche für eine bewusste und verantwortungsvolle sprachliche Kommunikation zu befähigen. Jedes Kind bringt individuelle Voraussetzungen im Sprachenlernen mit und hat seine persönliche Sprachenbiografie. Beides gilt es in der schulischen Bildung zu berücksichtigen [2]. Transparente und kompetenzorientiert formulierte Lernziele unterstützen eine differenzierte Förderung sowie eine förderorientierte Beurteilung, welche alle fünf Kompetenzbereiche des Lehrplans 21 umfasst. Im Umgang mit Fehlern ist auf ein differenzierendes Korrekturverhalten zu achten. Insbesondere Orthographiekorrekturen sollen dem Lernstand der Schülerin, des Schülers, der Schreibaufgabe und dem Schreibprozess entsprechen. Angepasst auf die Schreibsituation, die Schreibabsicht und die Art des Textes variiert die Schwerpunktsetzung z. B. auf inhaltliche Verständlichkeit, sprachliche Ausgestaltung oder formale Korrektheit. Es gilt der Grundsatz, dass die kommunikative Absicht immer vor der formalen Korrektheit kommt. Liegt der Fokus zu früh auf Abstraktion und dem Einfordern von Rechtschreibregeln, ist das sprachliche Lernen beeinträchtigt. Sprachliche Normen, wie auch Rechtschreibregeln, sind sinnvoll von Anfang an zu thematisieren, damit sich die Schülerinnen und Schüler daran orientieren lernen und diese anstreben können. Im Laufe der Schulzeit eigenen sich die Schülerinnen und Schüler Fähigkeiten an, dem Lernalter und Leistungsvermögen entsprechend über Wortstrukturen nachzudenken [3].

Unter Berücksichtigung dieser einleitenden Worte aus dem Lehrplan 21 Kanton Zug zum Sprachenlernen generell gehen wir den folgenden Fragestellungen nach:

  1. Welche Anforderungen an die Orthografie hat der Lehrplan 21 in den verschiedenen Zyklen?
  2. Wie unterstützen die im Kanton Zug eingesetzten Lehrwerke das Erlernen der Rechtschreibung?

Vorausgeschickt ist zu erwähnen, dass im Bereich Lehrmittel umfassende Überarbeitungen und Neuentwicklungen von verschiedenen Verlagen im Gange sind, damit die Ansprüche des Lehrplans 21 noch passgenauer abgedeckt sind. Die Lehrwerke, die aktuell im Einsatz sind, sind bereits auf den Lehrplan 21 abgestimmt.

1. Verortung im Lehrplan

Bei der Bearbeitung des Kompetenzbereiches «Sprachen im Fokus» erwerben Schülerinnen und Schüler die Grundlagen der Orthographie. Sie lernen Sprachstrukturen in Wörtern zu analysieren, Rechtschreibregeln kennen und diese in spezifischen Übungen zu festigen. In der Textproduktion im Kompetenzbereich «Schreiben» kommen die Regeln und das erworbene Wissen zu Wortstrukturen und -aufbau zur Anwendung (Tabelle 1).

Tabelle 1, Verortung der Orthographie im Lehrplan 21:

Kompetenzbereich Themenaspekt Kompetenz
D. 4 Schreiben Schreibprozess: sprachformal überarbeiten Die Schülerinnen und Schüler können ihren Text in Bezug auf Rechtschreibung und Grammatik überarbeiten.
D. 5 Sprachen im Fokus

Sprachformales untersuchen Die Schülerinnen und Schüler können Sprachstrukturen in Wörtern und Sätzen untersuchen.
Grammatikbegriffe Die Schülerinnen und Schüler können Grammatikbegriffe für die Analyse von Sprachstrukturen anwenden.
Rechtschreibregeln Die Schülerinnen und Schüler können ihr orthografisches Regelwissen in auf die Regel konstruierte Übungen anwenden.

In den folgenden Kapiteln sind in den jeweiligen Zyklen die Grundkompetenzen bezüglich Orthographie erläutert, also das, was Schülerinnen und Schüler im jeweiligen Zyklus sich an Kompetenzen mindestens aufbauen.

By Michel Gilgen
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Zyklus 1: ABC und ein erstes Gefühl für das geschriebene Wort
Am Anfang des Zyklus 1 steht das lautlich korrekte Schreiben im Zentrum. Die Orthographie ist dabei nicht immer korrekt und steht an zweiter Stelle. Schülerinnen und Schüler lernen erste Wörter sich in richtiger Schreibweise zu merken. Gegen Ende des Zyklus 1 fokussieren die Schülerinnen und Schüler auf das ABC, welches sie bereits für das Nachschlagen von Wörtern im Schulwörterbuch verwenden. Sie lernen bei der formalen Überarbeitung eines Textes unter Anleitung erste Regeln wie z. B. das Erkennen von Wortgrenzen, die Grossschreibung bei Eigennamen, konkreten Nomen wie z. B. Haus, Katze, Hund und Satzanfängen sowie den Punkt am Satzende zu beachten. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln also ein erstes Verständnis für die Grossschreibung. Sie lernen die «sp-/st-Regel» kennen und wenden diese in dafür konzipierten Übungen an.

Zyklus 2: Sensibilisierung im Team für die korrekte Schreibweise
Schülerinnen und Schüler lernen, Wörter in ihre «kleinsten bedeutungstragenden Elemente» [4], in Morpheme zu zerlegen. Sie fokussieren vor allem auf die Stammregel, wobei der Wortstamm möglichst immer gleich geschrieben wird. Es ist wahrhaftig so, dass bei Wahrheit, wahr der Wortstamm ist.

Gegen Ende des Zyklus 2 sind Schülerinnen und Schüler fähig, Wörter im Schulwörterbuch sowie online nachzuschlagen. Im Verlaufe des Zyklus 2 lernen sie neue Rechtschreibregeln wie ie-Regel, f-/v-Regel und e-/ä-Schreibung, Doppelkonsonantenregel inkl. ck-/tz-Regeln kennen. Vertieft wird die Grossschreibung, so dass Schülerinnen und Schüler auch bei abstrakten Nomen wie z. B. Wut, Liebe, Glück die Grossschreibung anwenden lernen. Bezüglich Interpunktion beginnen das Komma bei Aufzählungen und zwischen Verbengruppen sowie das Trennen von Wörtern eine Rolle zu spielen. Auch da gilt wie im Zyklus 1, dass die Schülerinnen und Schüler diese Regeln unter Anleitung untersuchen lernen. Die Übungsanlagen sind auch da konkret auf die verschiedenen Regeln abgestimmt, um deren Anwendung zu trainieren. Im Laufe des Zyklus 2 entwickeln Schülerinnen und Schüler eine Bereitschaft, ihre Schreibprodukte auf nicht korrekt geschriebene Wörter hin zu überprüfen und lernen im Zweifelsfall das Wörterbuch zu konsultieren. Im Austausch mit anderen können sie weitgehend nicht korrekte Wörter und Sätze in eigenen Textprodukten finden und prüfen diese für die Korrektur schrittweise mit den oben genannten Regeln.

 Zyklus 3: Analyse und Reflexion über Rechtschreibung
Schülerinnen und Schüler vertiefen ihr orthografisches Vorwissen und lernen darauf aufbauend Nomen aus Verben zu bilden und das Höflichkeitspronomen «Sie» in Briefen anzuwenden. Darauf abgestimmte Übungsanlagen unterstützen die Festigung dieser Regeln. Ein Schwerpunkt ist die Zerlegung von Wörtern in ihre Morpheme, indem sie z. B. Ver-abschied-ung in Vormorphem, Stammmorphem und Nachmorphem zerlegen, also die Vorsilbe, den Wortstamm sowie die Endung erkennen. Es geht vermehrt auch darum, über die Bedeutung von Rechtschreibregeln nachzudenken. Schülerinnen und Schüler können die Schreibweise von Wörtern kritisch hinterfragen und mit dem Schulwörterbuch oder durch Nachfragen klären. Im Zyklus 3 sollten sie fähig sein, ihre Texte sprachformal zu überarbeiten. Auch da gehen sie, wie im Zyklus 2 kennen gelernt, systematisch vor, indem sie entdeckte Fehler mit den verschiedenen Rechtschreibregeln überprüfen. Die Jugendlichen können schliesslich ihre Bewerbungsunterlagen mit Unterstützung durch die Lehrperson oder vorgegebenen Textbausteine durch wiederholte Überarbeitung orthographisch korrekt erstellen [5].

By Michel Gilgen
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2. Umsetzung in den Lehrwerken

Die im Kanton Zug eingesetzten Lehrwerke im Fachbereich Deutsch unterstützen die Schülerinnen und Schüler unter anderem im Kompetenzaufbau zu einer korrekten Orthographie gemäss Lehrplan 21.

Im Zyklus 1 führt der Kanton Zug für die erste Klasse mit der «Buchstabenreise» des Klett und Balmer Verlags, «Tobi» des Cornelsen Verlags und «Leseschlau» des Lehrmittelverlags Solothurn verschiedene Lese- und Schreiblehrgänge. Alle drei Lehrwerke unterstützen das Erlernen der einzelnen Buchstaben mit verschiedenen Sinnen. Neue Buchstaben kommen mit bereits gelernten Buchstaben in Wörtern zum Einsatz. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler bereits mit wenigen Buchstaben Wörter bilden und schreiben lernen, weshalb die Buchstaben nicht in alphabetischer Reihenfolge, sondern gemäss ihrem Vorkommen in Wörtern erlernt werden. Parallel zum geführten Erlernen der einzelnen Buchstaben stehen bei allen Lehrwerken den Schülerinnen und Schülern Buchstabentabellen mit Bilddarstellungen zur Verfügung, damit sie erste Wörter eigenständig verschriftlichen können. Alle drei Lehrwerke unterstützen im ersten Schuljahr gemäss Lehrplan 21 das lautgetreue Schreiben, d. h. Schülerinnen und Schüler schreiben Wörter so, wie sie sie hören.

Ab der zweiten Klasse bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit hat der Kanton Zug mit den «Sprachstarken» des Klett und Balmer Verlags eine Lehrwerkreihe im Einsatz, welche einen systematischen Aufbau der orthographischen Kompetenzen altersgerecht entlang des Lehrplans 21 ermöglicht. Die Reihe bietet vielfältige Übungsanlagen entlang den Kompetenzstufen des Lehrplans 21. Den Regeln gehen die Schülerinnen und Schüler entdeckend auf die Spur. Da ab der Sekundarstufe I die Rechtschreibung analytischer angegangen werden kann, steht den Schülerinnen und Schülern für die drei Oberstufenjahre zusätzlich je Klasse ein Heft für Rechtschreib- und Grammatiktraining zur Verfügung. Es sind spezifische Übungen, mit denen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Rechtschreibphänomene auf Basis des Lehrplans 21 trainieren. Darin sind ebenfalls Strategien enthalten, wie eigene Texte korrigiert werden können, was an verschiedenen Beispieltexten geübt wird.

Damit die Schülerinnen und Schüler das Nachschlagen im Wörterbuch altersgerecht erlernen können, verwenden sie ergänzend zu den Lehrwerken in der 2. und 3. Klasse «Findibus» des Lehrmittelverlags St. Gallen und ab der 4. Klasse den «Schweizer Schülerduden». «Findibus» ermöglicht eine Erweiterung des Wortschatzes auf spielerische Art und Weise. Der «Schweizer Schülerduden» lehnt sich im Aufbau und der Art und Weise an die grossen Nachschlagewerke, ist in der Gestaltung aber kindgerechter und reduzierter.

Die Schülerinnen und Schüler sind mit den im Kanton Zug eingesetzten Lehrwerken gut begleitet beim Aufbau ihrer Rechtschreibkompetenzen.

Kurz und bündig

Der Kompetenzaufbau in der Orthographie erfolgt mit dem Lehrplan 21 altersgerecht und auf den Entwicklungsstand abgestimmt. Mit dem lautgetreuen Schreiben zu Beginn der Primarschulzeit ist ein kreativ-intuitiver Zugang zum Schreiben möglich. Je älter die Schülerinnen und Schüler sind, umso mehr kann die korrekte Rechtschreibung, basierend auf bereits bekannten Rechtschreibregeln, altersgerecht eingefordert und umso mehr können abstraktere Rechtschreibregeln erworben und angewendet werden. Die sprachformale Überarbeitung von Texten erfolgt in der Primarschulzeit in Bezug auf die Rechtschreibung mit Unterstützung. Gegen Ende des Zyklus 3 haben Schülerinnen und Schüler Strategien und Rechtschreibregeln soweit gefestigt, dass sie Texte eigenständig überarbeiten können.

Orthographiekorrekturen sollen dem Lernstand der Schülerin, des Schülers, der Schreibaufgabe und dem Schreibprozess entsprechen. Es gilt der Grundsatz, dass die kommunikative Absicht immer vor der formalen Korrektheit kommt.

*Katja Weber ist Verantwortliche für Unterrichtsfragen im Amt für gemeindliche Schulen.


Fussnoten

[1] https://zg.lehrplan.ch/index.php?code=e|1|2 (Stand: 7.1.2021)

[2] Vgl. https://zg.lehrplan.ch/index.php?code=e|1|2 (Stand: 7.1.2021)

[3] Vgl. https://zg.lehrplan.ch/index.php?code=e|1|3 (7.1.2021)

[4] Lindauer Th., Senn W. (2010), S. 111.

[5] Lehrplan 21, Fachbereichslehrplan Deutsch.

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