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31.05.2022

Überfachliche Kompetenzen – ein Prozess

31.05.2022
Überfachliche Kompetenzen ein lebenslanger Prozess Katja Weber
KW
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Der Aufbau überfachlicher Kompetenzen ist ein lebenslanger Prozess. Lehrpersonen begleiten Kinder und Jugendliche auf einem Teil des Weges. Dabei verdienen Kinder und Jugendliche eine systematische, nachvollziehbare und gerechte Beurteilung und Förderung ihrer überfachlichen Kompetenzen.

Von Katja Weber*

Seit 2009 gelten im Kanton Zug die Grundsätze Beurteilen und Fördern B&F, welche beim Aufbau überfachlicher Kompetenzen genauso anzuwenden sind wie bei den fachlichen Kompetenzen. Mit der Verankerung im Lehrplan 21 erhält die Förderung und der Aufbau der überfachlichen Kompetenzen in Verbindung mit den Fachbereichen eine hohe Verbindlichkeit. «Es gehört zum verbindlichen Auftrag der Lehrpersonen, die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen in allen drei Zyklen und in allen Fachbereichen aufzubauen und zu fördern» (Lehrplan 21 Kanton Zug. Grundlagen). Die Erwartungen an Lehrpersonen bei der Förderung und Beurteilung überfachlicher Kompetenzen bestehen seit langem, werden jetzt aber mit der Einführung der neuen überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21 frisch thematisiert. Eine professionelle Förderung und vor allem auch eine zeitgemässe Beurteilung ist dann erreicht, wenn alle an der Klasse unterrichtenden Lehrpersonen Mitverantwortung für die gezielte, systematische Förderung und Beurteilung überfachlicher Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen übernehmen. Der Weg dorthin ist für Lehrpersonen, Lehrpersonenteams und Schulen ein Prozess, der Zeit für die Auseinandersetzung mit dem Thema braucht und schrittweise begangen wird.

Beobachten, Fördern und Beurteilen – das Kompetenzmodell im Förderkreislauf  
Grundvoraussetzung für eine gezielte Beurteilung und Förderung überfachlicher Kompetenzen ist ein gemeinsames Verständnis von altersspezifischen, beobachtbaren Anforderungen an Kinder und Jugendliche. Mit der partizipativen Entwicklung der Indikatoren für das Kompetenzmodell zu den überfachlichen Kompetenzen begannen Lehrpersonen bereits im vergangenen Jahr ein Verständnis dafür aufzubauen. Das Kompetenzmodell bietet Lehrpersonen eine Fülle von möglichen Indikatoren, die für die gezielte Beobachtung, Beurteilung und Förderung auch gleich als Lernziele zu überfachlichen Kompetenzen zur Unterrichtseinheit passend ausgewählt und gesetzt werden können. Seit der Einführung des Handbuchs Beurteilen und Fördern B&F gilt der Förderkreislauf für die Förderung und Beurteilung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen (Abbildung 1).

Förderkreislauf Überfachliche Kompetenzen
Bild Legende:
Abbildung 1

Basierend darauf führt die Lehrperson die gesetzlich verankerten Orientierungsgespräche und macht Beurteilungen für das Zeugnis. Das systematische und kriterienorientierte Beobachten, Fördern und Beurteilen durch die Anwendung des Kompetenzmodells im Förderkreislauf ermöglicht einen gezielten förderorientierten Aufbau überfachlicher Kompetenzen und nachvollziehbare Beurteilungen im Zeugnis und bei Gesprächen.

Kompetenzaufbau planen und steuern
Mit dem Mehraugenprinzip übernehmen Lehrpersonen zunehmend gemeinsam die Verantwortung für die systematische Beobachtung, Förderung und Beurteilung der überfachlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen. Die förderorientierte Beurteilungskultur und das gemeinsame Verständnis altersspezifischer Anforderungen an Kinder und Jugendliche bieten die Grundlage für das gemeinsame Planen von Schwerpunkten bei überfachlichen Kompetenzen. Eine Zusammenarbeit bei der Bilanzierung überfachlicher Kompetenzen für das Zeugnis führt zu mitverantwortlichen Beurteilungen.

Kollaboration im Lehrpersonenteam der Klasse
Alle an der Klasse unterrichtenden Lehrpersonen übernehmen Mitverantwortung für die gezielte, systematische Förderung und Beurteilung der überfachlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen. Die etablierte gemeinsame Planung mit Schwerpunktsetzung und gezielter Steuerung stärken die Mitverantwortung. Stärken können gestärkt und Lücken geschlossen werden. Die Zusammenarbeit bei der Bilanzierung für das Zeugnis ist institutionalisiert und wird gelebt.

Dialog als Prinzip
Der Dialog spielt beim Aufbau überfachlicher Kompetenzen eine zentrale Rolle. Er findet im Lehrpersonenteam in der Auseinandersetzung mit den Anforderungen an Kinder und Jugendliche, aber auch mit der Schwerpunktsetzung in der Förderung überfachlicher Kompetenzen statt. Der Aufbau überfachlicher Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen ist geprägt von Gesprächen zwischen Kindern bzw. Jugendlichen und Lehrpersonen aber auch vom Dialog mit Eltern und Erziehungsberechtigten. Unterstützend für eine erfolgreiche dialogische Auseinandersetzung hat das Amt für gemeindliche Schulen für Gespräche mit Kindern und Jugendlichen aber auch mit deren Eltern bzw. Erziehungsberechtigten drei zyklenspezifische Kartensets entwickelt. Pro Facette der überfachlichen Kompetenzen gibt es eine illustrierte Karte mit passenden Leitfragen für den Dialog bei Coaching-, Orientierungs- oder Zuweisungsgesprächen. Die Karten des Zyklus 1 sind entlang der Entwicklungsorientierten Zugänge aufgebaut, jene der Zyklen 2 und 3 orientieren sich an den überfachlichen Kompetenzen. Die Publikation «Lehrplan 21 – Zyklus 1 im Überblick» stellt die Entwicklungsorientierten Zugänge mit zugeordneten fachlichen und überfachlichen Kompetenzen dar. Sie dient als Planungsgrundlage und Orientierung in den entwicklungsorientierten Zugängen und wurde auf Wunsch von Lehrpersonen des Zyklus 1 entwickelt.

Das Kompetenzmodell ist im digitalen Tool «Menon Education» abrufbar und ermöglicht Lehrpersonen mit spezifischen Filterfunktionen geeignete überfachliche Kompetenzen mit passenden Indikatoren zu ihrer Unterrichtseinheit zu suchen und damit passende Lernziele zu überfachlichen Kompetenzen bereitzustellen. Spezifische Instrumente in «Menon Education» unterstützen Lehrpersonen in der Planung, Beobachtung, Beurteilung und Förderung überfachlicher Kompetenzen bis hin zur kollaborativen Zusammenarbeit, für welche ab Schuljahr 2023/24 spezifische Steuerungs- und Planungsinstrumente bereitgestellt werden. Mit «Menon Education» haben Lehrpersonen ein Instrument zur Verfügung, welches sie beim gezielten förderorientierten Aufbau überfachlicher Kompetenzen unterstützt. Systematisch und kriterienorientiert gesammelte Beobachtungen und Beurteilungen mit «Menon Education» während des Semesters ermöglichen nachvollziehbare Beurteilungen im Zeugnis und bei Gesprächen. Die Dokumentation während des Semesters bietet eine optimale Vorbereitung für Gespräche mit den kantonalen Beobachtungs- und Beurteilungsunterlagen und für die Bilanzierung im Zeugnis.


Überfachliche Kompetenzen stärken – Lehrerinnen und Lehrertag
An den zyklenspezifischen Lehrerinnen- und Lehrertagen im Herbst 2022 sind überfachliche Kompetenzen das Hauptthema. Die Teilnehmenden vertiefen ihre Kenntnisse zum Fördern, Beobachten und Beurteilen der überfachlichen Kompetenzen und integrieren diese in ihren kompetenzorientierten Unterricht. Es wird versucht, eine gemeinsame Haltung beim Fördern, Beobachten und Beurteilen der überfachlichen Kompetenzen zu initiieren. Ziel dieser Weiterbildung ist zusätzlich, die Lehrpersonen gemeindeübergreifend zu vernetzen.

 Es stehen die folgenden Ziele im Zentrum:

 Die Lehrpersonen…

  • vertiefen ihre Kenntnisse zum Förderkreislauf.
  • wissen, wie sie im kompetenzorientierten Unterricht überfachliche Kompetenzen mitplanen können.
  • lernen das Kompetenzmodell und das Tool von «Menon Education» und dessen Anwendung kennen.
  • erhalten die Möglichkeit, Unterrichtsideen zur Förderung der überfachlichen Kompetenzen zu sichten.
  • lernen die Verwendung der Kartensets im Unterricht und an Orientierungsgesprächen kennen.
  • lernen die Beobachtungs- und Beurteilungsunterlagen kennen.

In zwei Workshops setzen sich Lehrpersonen mit der Thematik vertiefter auseinander. Workshop 1 fokussiert Fragen wie zum Beispiel «Weshalb ist die Förderung und Unterstützung überfachlicher Kompetenzen wichtig?», «Wie lassen sich überfachliche Kompetenzen systematisch beobachten und diagnostizieren?», «Was bedeutet formative und summative Beurteilung im Kontext der überfachlichen Kompetenzen?» oder «Wie lassen sich die überfachliche Kompetenzen erfolgreich im schulischen Alltag fördern?». In Workshop 2 lernen die Teilnehmenden die neu entwickelten Produkte zu den überfachlichen Kompetenzen kennen.

Darauf aufbauend planen die Schulen vor Ort den damit initiierten Unterrichtsentwicklungsprozess für die kommenden Jahre aufbauend auf die lokalen Voraussetzungen. Unterstützend dazu ist das Weiterbildungsangebot der Pädagogischen Hochschule Zug.

Step by step
Der Lehrerinnen- und Lehrertag ist der inspirative Kickoff für die künftige Arbeit mit überfachlichen Kompetenzen. Sukzessive eignen sich Lehrpersonen weitere Kompetenzen zur Förderung, Beobachtung und Beurteilung überfachlicher Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen an. Es ist ein schrittweiser (lebenslanger) Prozess, der im Kleinen beginnt und gross(artig) endet.


* Katja Weber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Schulentwicklung im Amt für gemeindliche Schulen. Sie war u. a. Co-Projektleiterin Lehrplan 21 im Kanton Zug und massgeblich beteiligt an den Zuger Arbeiten zu den überfachlichen Kompetenzen. Dies ist ihr letzter Beitrag für www.schulinfozug.ch. Per September 2022 wechselt sie als Fachberaterin Medien und Informatik an die Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern.

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