Unterschiede nutzen, Chancen erkennen!
Die Zuger Schulen haben viel Erfahrung im Umgang mit Heterogenität. Mit neuen Impulsen kann der geübte Blick nochmals geschärft werden. Die Angebote stehen ab dem neuen Schuljahr zur Verfügung.
Von Melissa Kneubühler*
Schule ist geprägt von Heterogenität: Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen beispielsweise in Bezug auf Geschlecht, Sprache, sozioökonomischen Hintergrund, kulturelle Prägung, Leistungsvermögen und Behinderung kommen im System Schule zusammen (Kamm et al., 2023). Chancengerechtigkeit bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von ihrem Hintergrund – die Möglichkeit erhalten, ihr Potenzial gleich gut zu entfalten (SKBF, 2023). Dies erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die einerseits strukturelle Barrieren erkennt und gezielt abbaut und andererseits das Individuum und die Gemeinschaft stärkt. Ein professioneller Umgang mit Heterogenität und Chancengerechtigkeit sind demnach eng miteinander verbunden. Dazu zählen differenzierte Unterrichtsmethoden, ein gemeinschaftsförderliches Schulklima sowie die enge Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten und Fachpersonen.
Der Zuger Bildungsrat und die Schulpräsidentinnen und Schulpräsidenten der gemeindlichen Schulen des Kantons Zug haben sinngemäss im Rahmen der strategischen Entwicklungslinien 2023-2026 festgelegt, dass Pilotprojekte zum Umgang mit Heterogenität im Unterricht und Chancengerechtigkeit an den Zuger Schulen initiiert werden sollen – um die bestehenden Bestrebungen weiter zu stärken.
Unter der Leitung der Abteilung Schulentwicklung wurde im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Schulen eine Sprache zu diesem Thema entwickelt. In diesem Zusammenhang entstand auch der Titel des kantonalen Schulentwicklungsprojekts «Unterschiede nutzen, Chancen erkennen!», welcher die Absicht klar zum Ausdruckt bringt. Eine Resonanzeinholung im Schulfeld hat zudem gezeigt, dass die Ausgangslagen und Bedürfnisse der Schulen stark variieren – ganz in der Logik der Heterogenität.
Um dieser Variabilität gerecht zu werden, hat sich das Amt für gemeindliche Schulen mit der Pädagogischen Hochschule Zug (PH Zug) zusammengeschlossen. Die PH Zug erarbeitete daraufhin einen «Impulskatalog» mit Weiterbildungs-, und Begleit- sowie Beratungsangeboten für Schulteams. Die Impulse reichen von Aktivitäten zur Stärkung der Gemeinschaft über das Trainieren von Lesestrategien bis hin zu positiven Strategien zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern. Das Ziel besteht darin, mittels dieser Impulse die schulinterne Expertise weiter auszubauen und die angestrebten Pilotprojekte anzustossen bzw. zu festigen. Die Angebote stehen den Schulen ab dem kommenden Schuljahr 2026/27 mit einer Projektlaufzeit bis Ende des Schuljahres 2028/29 zur Verfügung.
Mitte November 2025 fand ein erster Testlauf statt. Im Rahmen eines PH-Impulses beschäftigte sich das Team der Schule Neuheim mit dem Konzept „der zweite Blick”. Anhand von Fallbeispielen wurden Stereotypisierungen und Voreingenommenheit reflektiert sowie Handlungsalternativen diskutiert. Die Thematik fand Anklang und stiess auf positive Resonanz. Besonders hilfreich erschienen die vielfältigen Transfermöglichkeiten in den Schul- und Lebensalltag. Pascal Niederberger, Rektor der Schule Neuheim meinte: «Obwohl die Neuheimer Lehrpersonen bereits sehr gut auf die zunehmende Heterogenität im Klassenzimmer eingehen, ist es wichtig, immer wieder auf mögliche Stereotypisierungen aufmerksam zu machen und das Team im Umgang mit Vielfalt entsprechend zu sensibilisieren.»
Die Zuger Schulen erhalten den Impulskatalog noch vor Weihnachten.
*Melissa Kneubühler leitet die Abteilung Schulentwicklung im Amt für gemeindlichen Schulen des Kantons Zug.
Quellen
Kamm, C., Maag Merki, K., Suter, F., & Schoch, J. (2023). Reduktion von Bildungsbenachteiligung in der Volksschule. Theoretische Grundlagen und konkrete Handlungsmöglichkeiten. Allianz Chance plus. Link zum Dokument.
SKBF – Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung. (2023). Bildungsbericht Schweiz 2023. Link zum Dokument.