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03.12.2024

Schule digital: Ressourcen nicht brachliegen lassen

03.12.2024
Interview mit Christan Neff, Rektor Schulen Arth, über die Anfänge und Zukunft der Digitalisierung an der Schule.
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Bild Legende:

Christian Neff ist Rektor der Gemeindeschulen Arth-Goldau und ein Vorreiter in der Nutzung digitaler Technologien im Bildungsbereich. Schon vor über 30 Jahren finanzierte er aus seinem ersten Lohn Computer für seine Schülerinnen und Schüler, getrieben von der Überzeugung, dass Computer das Lernpotential signifikant erweitern können. Im Jahr 2009-2011 führte er ein iPhone-Projekt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Beat Döbeli Honegger durch, um die Einsatzmöglichkeiten persönlicher Geräte im Unterricht zu erforschen.

Interview von Lukas Fürrer*

Christian Neff, in meinen Augen warst du ein Pionier in Sachen Schul-IT. Würdest du dich auch als solchen bezeichnen?
Der Duden beschreibt den Begriff „Pionier“ als jemanden, der auf einem bestimmten Gebiet bahnbrechend ist oder als Erster neue Wege geht. Ich würde nie behaupten, dass mein Handeln bahnbrechend war, aber ich war als Lehrer und als Schulleiter immer auf der Suche nach neuen Wegen und habe die oft auch recht früh beschritten, manchmal wirklich als Erster. Mit dem Beschreiten neuer Wege konnte ich oft aufzeigen, dass etwas funktioniert, worauf es andere Lehrpersonen dann auch gemacht haben. Pionier ist mir ein zu starkes Wort, ich sehe mich in Bezug auf Schul-IT eher als Vorreiter und Wegbereiter.

Die Wegbereiter von gestern sind die Skeptiker von heute. Wo siehst du dich?
Es ist natürlich, dass man mit zunehmender Erfahrung auch kritischer gegenüber den eigenen Anfängen und den aktuellen Entwicklungen wird. Manchmal ertappe ich mich auch dabei, wie ich die gute alte Zeit ohne das Digitale verkläre und mir wünsche, sie würde zurückkehren. Skepsis bedeutet nicht Ablehnung, sondern eine reflektierte Auseinandersetzung. Vielleicht bin ich skeptischer als früher, hauptsächlich sehe ich mich jedoch als kritischen Begleiter der digitalen Transformation in der Bildung. Mit LearningView haben wir als Projektschule der PHSZ übrigens ein Produkt erschaffen, welches auch Skeptiker überzeugt. An vielen Schulen dient es als hervorragendes digitales Werkzeug, welches die Arbeit der Lehrperson erleichtert und Zeit für die pädagogische Arbeit freimacht.

*LearningView: Individualisiertes Lernen leicht gemacht

Für Lehrkräfte ist LearningView ein praktisches Werkzeug zur Organisation und Diagnose des Unterrichts. Es ermöglicht einen Überblick über den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler, unterstützt bei der individuellen Förderung und erleichtert die Planung des Unterrichts. LearningView unterstützt Schülerinnen und Schüler dabei, ihren Lernprozess eigenständig zu planen, zu dokumentieren und zu reflektieren. Durch den Einsatz persönlicher digitaler Geräte entwickeln sie Selbstlernkompetenzen und organisieren ihre Lernprodukte in Portfolios. LearningView ist im Einsatz kostenlos. Unter diesem Link gibt’s alle Infos.

Pädagogische Arbeit ist ein gutes Stichwort. Ich erinnere mich an eine Vorführung von digitalem Unterricht. Die Lehrperson sass an ihrem Pult. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten. Die wichtigste pädagogische Ressource, nämlich die Lehrperson, lag in meinen Augen brach. Wie gelingt der Lehrperson eine aktive Rolle im digitalen Unterricht?
Das Problem im genannten Beispiel wird wohl nicht der digitale Unterricht sein, sondern die Lehrperson. Die Haltung, Hilfsmittel so einzusetzen, dass die Lehrperson am Pult sitzt und die Kinder arbeiten lässt, wäre auch schon im Zeitalter des Zählrahmens falsch gewesen. Hilfsmittel, egal ob digital oder analog, müssen so eingesetzt werden, dass die Lehrperson mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit dem Kind erhält. Klar, der digitale Wandel verändert die Rolle der Lehrperson, die wichtigste pädagogische Ressource bleibt jedoch die direkte Interaktion zwischen Lehrpersonen und Kind. Lehrpersonen sollten aktiv in den Lernprozess eingebunden sein, was bedeutet, dass Technologie sie unterstützen, aber nicht ersetzen sollte. Leider sehe ich jedoch immer noch Kolleginnen und Kollegen, welche sich der digitalen Bildung verschliessen, und ich frage mich, wieso man die genialen und allseits verfügbaren Ressourcen brachliegen lassen kann.

Diese Ressourcen der Digitalisierung bieten auch die Möglichkeit, Lehrpläne komplett zu individualisieren. Doch auch das Lernen miteinander, voneinander und füreinander ist wichtig. Oder auch, dass die Schülerinnen und Schüler an der Lehrperson beobachten können, wie sie selber lernt. Wohin führt uns die digitale Unterrichtsreise?
Die Individualisierung des Lernens durch digitale Mittel ist ein mächtiges Werkzeug, aber das gemeinsame Lernen bleibt essenziell. Die soziale Interaktion und das Lernen in und von der Gruppe sind unersetzliche Bestandteile der Bildung. Das Lernen in einer Gemeinschaft fördert soziale Fähigkeiten und emotionale Intelligenz, was durch individuelles Lernen allein nicht erreicht werden kann. Wohin uns die Reise führt, hängt von den Bildungsverantwortlichen und den Lehrpersonen ab. Ich wünsche mir, dass die digitalen Technologien sinnvoll integriert werden und nicht die Hauptrolle spielen. In unserem Schulprogramm ist die Digitalisierung nicht mehr prominent vertreten, sie gilt als selbstverständlicher Bestandteil unseres Bildungsansatzes, der stets durch pädagogische Prinzipien und menschliche Werte geleitet wird.

Warum eigentlich überhaupt noch etwas lernen, wo uns KI früher oder später sowieso alles abnehmen wird?
Lernen ist zum Glück nicht nur Informationsaufnahme, sondern auch Entwicklung von Kreativität und kritischem Denken. KI wird viele Aufgaben übernehmen können, aber (hoffentlich) nicht alles. Die menschlichen Aspekte können und sollen nicht durch Maschinen ersetzt werden. Ich nutze KI als Mitarbeitenden, welcher mir automatisierbare Arbeit abnimmt und mich in vielen Belangen unterstützen kann – mein persönliches Handeln und mein «Menschsein» kann jedoch nie von der KI abgenommen werden. Es ist unsere Aufgabe, den Kindern den Umgang mit KI zu lehren und wegen der Digitalisierung mehr denn je ihre menschlichen Qualitäten wie Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration zu stärken.


* Lukas Fürrer ist Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug.

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