Navigieren auf Schulinfo Zug

Inhaltsnavigation auf dieser Seite

Navigation
  • Fokus
  • Von Daten lernen – mit der Fachstelle Statistik
05.05.2020

Von Daten lernen – mit der Fachstelle Statistik

05.05.2020
Beitrag der Zuger Fachstelle Statistik für www.schulinfozug.ch
RM
Bild Legende:

Die Zuger Fachstelle für Statistik erhebt auch Daten zur Zuger Bildungslandschaft.

Von Res Marti*

Die Bildungsstatistik liefert wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung der Schule. Was am Ende aber tatsächlich rauskommt, steht und fällt schon mit der Frage. Aber auch bei gut formulierten Fragen stösst die Datenerhebung im Bereich von Schule und Bildung an Grenzen. Die Frage, wo diese Grenzen liegen, ist dann aber nicht methodischer, sondern politischer Natur.

Die Fragen

Wissen Sie, wie viele Schülerinnen und Schüler es im Kanton Zug gibt? Solche oder ähnliche Anfragen landen immer wieder im Posteingang der Fachstelle für Statistik. Eine einfache Frage denkt man sich, da sollte doch auch eine einfache Antwort möglich sein. So einfach ist das Ganze aber leider nicht. Denn eine solche Anfrage löst bei uns viele Gegenfragen aus. Damit wollen wir nicht etwas unsere Kundinnen und Kunden ärgern oder gar vergraulen. Damit eine Statistik stimmt, muss auch die Definition stimmen.

Hier nur ein kleiner Ausschnitt aus einer langen Liste an Präzisierungsfragen:

  • Müssen die Schülerinnen und Schüler im Kanton Zug wohnen, oder nur hier zur Schule gehen?
  • Sind auch Schülerinnen und Schüler an Privatschulen gemeint?
  • Sind auch Sonderschüler/innen gemeint?
  • Welche Schulstufen sind zu zählen?
  • Möchten Sie nur das Total oder aufgeteilt nach Stufe/Gemeinde/Schultyp…?

Erst wenn diese Punkte geklärt sind, können wir die Frage mit den verfügbaren Daten beantworten. Die Antwort würde dann zum Beispiel so aussehen:

Kuchendiagramm
Bild Legende:

Am 15. November 2018 gab es im Kanton Zug an öffentlichen Schulen 2'238 Schülerinnen und Schüler im Kindergarten, 6'968 Primarschülerinnen und Primarschüler und 2'369 Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler. 2'066 Schülerinnen und Schüler waren an öffentlichen Zuger Mittelschulen. Dabei sind auch Schülerinnen und Schüler mit Wohnsitz ausserhalb des Kantons Zug mitgezählt, Sonderschülerinnen und Sonderschüler werden jedoch nicht berücksichtigt. Insgesamt sind dies 13'641 Personen, was ungefähr 11% der Zuger Bevölkerung entspricht.

Die Daten

Doch woher wissen wir das eigentlich so genau? Die Grundlage für diese Aussagen bilden die bildungsstatistischen Erhebungen, die der Kanton im Auftrag des Bundesamtes für Statistik (BFS) durchführt:

  • Statistik der Bildungsinstitutionen (SBI)
  • Statistik der Lernenden (SDL)
  • Statistik des Schulpersonals (SDL)
  • Statistik der Bildungsabschlüsse (SBA)

Wie Sie sicher wissen, gibt es aber noch viele andere Erhebungen im Bildungsbereich. Zu viele Erhebungen, mögen einige mit guten Gründen einwenden. Alleine beim Bundesamt für Statistik sind 25 verschiedene Erhebungen gelistet. Es gibt aber vermutlich wenig Leute, die behaupten würden, dass all die gewonnenen statistischen Erkenntnisse über das Bildungswesen unnötig sind. Die Entwicklung der Schülerzahl ist zum Beispiel eine wichtige Voraussetzung für eine einigermassen adäquate Schulraumplanung.

Immerhin beschäftigen die oben erwähnten Datenerhebungen nicht die Schülerinnen und Schüler im Unterricht, sondern «nur» die Schulen selbst. Diese sind verpflichtet, die Daten für diese Erhebungen zu liefern und zwar jeweils per Stichtag 15. November. Zu jeder Schülerin, jedem Schüler, zu jeder Lehrperson und jedem Bildungsabschluss wird von der Schule eine Zeile in einer Exceltabelle ausgefüllt und via Kanton oder direkt ans BFS geliefert. Dieses kontrolliert auf Vollständigkeit und harmonisiert die Daten schweizweit.

Datenfluss
Bild Legende:

Die Ergebnisse

Ein vitales Interesse an den Ergebnissen besteht natürlich in der Bildungsverwaltung und -politik. Aktuelle Fragestellungen sind zum Beispiel wie viele Schülerinnen und Schüler sonderpädagogischen Massnahmen erhalten, oder wie viele Lehrpersonen mit welchem Pensum in den einzelnen Schulgemeinden unterrichten.

Die Ergebnisse werden aber auch sowohl im (Link:) Kanton Zug als auch beim (Link:) Bundesamt für Statistik mit unterschiedlichen Schwerpunkten veröffentlicht. Selbstverständlich wird nicht die ganze Fülle an Daten publiziert. Ein Grossteil der Ergebnisse ist für die Allgemeinheit nicht von generellem Interesse. Wenn zusätzlich zum publizierten Angebot spezifische Fragen zu detaillierten Bildungszahlen aufkommen, so bearbeitet die Fachstelle für Statistik diese in Zusammenarbeit mit der Direktion für Bildung und Kultur. Dies gilt selbstverständlich auch für Fragen aus der Lehrerschaft. Ein Teil der Zahlen kann aber aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht werden. Es wird stets sichergestellt, dass keine Rückschlüsse auch einzelne Personen – weder Lehrpersonen noch Schülerinnen und Schüler – möglich sind.

Die Einschränkungen

Und hier sind wir auch bei den Einschränkungen angelangt. Selbstverständlich lassen sich mit den Daten nicht alle Fragen beantworten. Zum einen eben aus Datenschutzgründen, zum anderen aber auch weil gewisse Indikatoren nicht erfasst werden - so etwa die schulischen Leistungen der Lernenden. Mit den Pisa-Studien werden zwar einige Leistungsdaten erfasst, allerdings nur für eine gesamtschweizerische Stichprobe von 6'000 Lernenden an insgesamt 200 Schulen. Damit sind keine Rückschlüsse auch einzelne Bildungsinstitutionen oder gar auf einzelne Schülerinnen und Schüler möglich, was auch explizit gewünscht ist. Gemessen werden soll die Leistung des Systems nicht die Leistung der Systemteilnehmenden.

Ob solche oder auch andere Daten systematisch erfasst oder ausgewertet werden sollen, ist eine politische und keine methodische Frage. Ohne Zweifel steigt mit jeder weiteren Möglichkeit zur Datenauswertung auch die Wahrscheinlichkeit, dass daraus nicht korrekte Schlüsse gezogen werden oder für das Gesamtsystem kontraproduktive Konsequenzen entstehen. Es gab zum Beispiel tatsächlich schon Personen, welche zwecks Umzugs wissen wollten, in welcher Gemeinde denn die Gymiquote am höchsten sei.

Allen ist bewusst, dass das Ergebnis der Bildung nur zu einem Teil von der Leistung des Bildungssystems und dessen Trägern abhängt, sondern auch von vielen externen Faktoren, deren Erfassung sowieso nicht möglich ist. Wer zum Beispiel mit Schul- oder Lehrpersonenratings die Leistung erhöhen will, läuft Gefahr, das Gegenteil zu erreichen. Gleichzeitig wären solche heiklen Daten aber die Grundlage für wirklich evidenzbasierte Verbesserungen im Bildungssystem.

Ebenfalls wichtig ist sicher auch, dass nicht alles, was die Bildung produziert, auch messbar ist. Weder die soziokulturelle Leistung (Vermittlung von gemeinsamen Normen und Werten), noch die Legitimation des politisch-sozialen Systems (Legitimation von Ungleichheit durch Bildungszertifikate) können mit Einzeldaten adäquat gemessen und verglichen werden. Bildung ist und bleibt eine vielschichtige Angelegenheit.


*Res Marti ist ausgebildeter Soziologe und Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachstelle Statistik des Kantons Zug. Er beschäftigt sich dort nebst vielen anderen Themen auch mit der Auswertung der Bildungsstatistik.

Weitere Informationen

hidden placeholder

behoerden

Fusszeile