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03.12.2025

Lagebericht Zuger Jugend 2025

03.12.2025
Zusammenfassung der 2025 eingereichten Lageberichte von Zuger Einrichtungen und Organisationen.

Zur Situation von Kindern und Jugendlichen im Kanton Zug

Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen im Kanton Zug ist geprägt von Spannungsfeldern zwischen Belastung und Ressourcen, zwischen Herausforderungen und positiven Entwicklungen. Es zeigt sich ein differenziertes Bild, das sowohl Anlass zur Sorge als auch Hoffnung bietet.

Von Lukas Fürrer*

Viele Jugendliche zeigen eine bemerkenswerte Eigeninitiative: Sie wenden sich aus eigener Motivation an Beratungsstellen, suchen Unterstützung bei persönlichen oder schulischen Problemen und setzen sich aktiv mit ihrer Zukunft auseinander. Gleichzeitig stehen sie unter erheblichem Druck. Psychische Belastungen wie Depressionen und Angstzustände treten gehäuft und teilweise schon bei Kindern in der Primarschule auf. Die Jugendpsychiatrie ist stark überlastet, Wartezeiten sind lang, die betroffenen Jugendlichen sind mehrheitlich junge Frauen.

Der schulische und berufliche Leistungsdruck ist hoch. Jugendliche streben weiterführende Schulen oder Ausbildungen an – teils auch im Ausland – um gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Diese Zielstrebigkeit ist positiv zu bewerten, doch fehlt oft die Bereitschaft, realistische Zwischenschritte zu akzeptieren. Lehrabbrüche und Schulabsentismus nehmen zu. Der Einfluss der Eltern auf die Berufswahl bleibt gross.

Die digitale Welt ist für Jugendliche ein zentraler Lebensraum. Ihre Medienkompetenz ist in vielen Bereichen gut ausgeprägt – bei sensiblen Themen wie Sexting oder dem Teilen von Bildern handeln sie vorsichtiger als früher. Dennoch zeigen sich weiterhin Risiken: Cybermobbing, Deepfakes, Suchtverhalten und Persönlichkeitsverletzungen sind verbreitet. Influencer mit toxischen Rollenbildern fördern problematische Einstellungen, insbesondere bei Jungs. Die nicht altersgemässe Nutzung kommt häufig vor.

Auch soziale Beziehungen sind ein ambivalenter Bereich. Vielen Kindern und Jugendlichen fehlen tragende Beziehungen und verlässliche Bezugspersonen. Gleichzeitig zeigen sie sich in Jugendtreffs offen, friedlich und aktiv – sie lassen sich spontan für kreative und sportliche Aktivitäten begeistern, was Chancen für Beziehungsarbeit und Prävention bietet.

Lehrpersonen und Fachpersonen engagieren sich stark, stossen jedoch an systemische Grenzen. Ressourcen wie Schulische Sozialarbeit, Schulische Heilpädagogik und externe Fachstellen reichen oft nicht aus. Dennoch entstehen kreative Lösungen: Coaching, Walk-in-Systeme oder andere niederschwellige Angebote sind Ausdruck dieses Engagements.

Das Elternhaus spielt eine zentrale Rolle. Nicht wenige Eltern sind nicht in der Lage oder nicht bereit, ihre Erziehungsaufgaben wahrzunehmen. Probleme, die im schulischen Kontext sichtbar werden, müssten im Elternhaus bearbeitet werden, was häufig nicht geschieht. Erziehung und Entwicklung bleiben indes eine gemeinsame Aufgabe von Eltern, Schulen, Vereinen und Gesellschaft.

Die politische Beteiligung von Jugendlichen ist gering. Mit Initiativen, wie der motionierten Einführung eines Kinder- und Jugendrats in Baar, wird dagegengehalten. Jugendliche brauchen politische Antworten auf Fragen wie etwa den fehlenden bezahlbaren Wohnraum im Kanton Zug. Ihre Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Themen und ihre Bereitschaft, sich zu engagieren, bieten Anknüpfungspunkte auch für politisches Engagement.

Was brauchen Kinder und Jugendliche, um in einer herausfordernden Welt handlungsfähig zu bleiben? Im Fragebogen schrieb dazu jemand: «Gelassenheit schulen, sich für das Gegenüber interessieren und den Fokus wegnehmen vom Blick auf die eigene Persönlichkeit (was komisch klingen mag).» Wo ein gutes WIR ist, geht es dem ICH besser. 

2025 haben von 73 eingeladenen Organisationen mit einem Fokus Zuger Jugend ein Drittel den Lagebericht ausgefüllt. Der Lagebericht ist dreigeteilt: 1) Was beobachten wir in unserem Zuständigkeitsbereich? 2) Welche Schlüsse ziehen wir daraus? 3) Was machen wir ganz konkret mit unseren Mitteln, um die Situation zu verbessern? Geantwortet haben u. a. Gemeinden, Schulen, Jugendanwaltschaft, Jugendarbeit und weitere soziale Organisationen. Am kantonalen Fachforum Kind/Jugend von Anfang November wurden die Lageberichte präsentiert. Am gleichen Forum sprach der forensische Psychologe, Prof. Dr. Jérôme Endrass, über Radikalisierung, Frauenhass und extremistische Gewalt. Das Fachforum wird im Auftrag des Regierungsrates seit 2014 in Verantwortung der Direktion des Innern regelmässig durchgeführt. Es ist ein direktionsübergreifender, interdisziplinärer Anlass mit dem Ziel, aktuelle oder künftige Entwicklungen im Zusammenhang mit Zuger Kindern und Jugendlichen zu erkennen. Vertretungen aus den kantonalen und gemeindlichen Verwaltungen, aus Schulen, Verbänden und sozialen Organisationen sind jeweils eingeladen. Alle zwei Jahre werden die Vertretungen nach ihren Einschätzungen zur Situation von Kindern und Jugendlichen im Kanton Zug befragt und die Ergebnisse in einem Lagebericht zusammengefasst. Kontakt zum Fachforum Kind/Jugend besteht via annette.tschudin@zg.ch.

*Lukas Fürrer ist Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur und arbeitet im Fachforum Kind/Jugend mit. 

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