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24.04.2023

ChatGPT – ein Hype, der wieder verschwindet?

24.04.2023
Beitrag OSKIN zu KI in der Schule
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Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und beeinflusst immer mehr Bereiche unseres Lebens. Themen rund um KI und Schule beschäftigen auch die ICT-Fachgruppe OSKIN.

Von Thomas Zurfluh*

ChatGPT ist in der Lage, auf die unterschiedlichsten Fragen plausible Antworten zu generieren. Aufgrund seiner einfachen Benutzeroberfläche konnte sich der Chatbot erstaunlich schnell verbreiten und hat innerhalb von zwei Monaten bereits über 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreicht. Dies hat dazu geführt, dass in den Medien viel über ChatGPT diskutiert wurde, auch über die Auswirkungen auf den Unterricht. In dieser Diskussion ist es jedoch wichtig zu beachten, dass ChatGPT nicht das einzige KI-Tool ist, das auf die Modelle von OpenAI zugreift. Zahlreiche andere Dienste, wie zum Beispiel das aktualisierte Microsoft Bing, das inzwischen mit Hilfe des Edge Browsers verfügbar ist, sowie spezialisierte Tools für schulische Anforderungen, bieten ähnliche Funktionen oder sind in Planung.

Verschiedene leistungsfähige Modelle
Auch ist OpenAI nicht das einzige Unternehmen, das über grosse Sprachmodelle verfügt. Sowohl Google als auch die Firma Meta, die hinter Facebook, WhatsApp und Instagram steht, forschen an leistungsfähigen Modellen, die Bilder und Texte auf Knopfdruck verstehen und generieren. Google hat kürzlich Bard veröffentlicht, ein KI-Modell, das sich in der Betaphase befindet und in Europa noch nicht erhältlich ist. Neben diesen kommerziellen Lösungen gibt es auch einige Open-Source-Varianten wie Vicuna und Open Assistant, bei denen jedoch Vorsicht hinsichtlich der inhaltlichen Korrektheit geboten ist. Mit der Veröffentlichung kostenloser und einfach zu bedienender Produkte wie ChatGPT ist daher jederzeit zu rechnen, wobei die Entwicklungen in diesem Bereich stets im Auge zu behalten sind.

Die rasante Entwicklung von KI-Werkzeugen zeigt, wie schnell das Produktwissen in diesem Bereich an Aktualität verliert. Daher gewinnt das konzeptionelle Hintergrundwissen über diese Technologien zunehmend an Bedeutung, da es den zukünftigen Einsatz und die Auswirkungen auf unseren Unterricht prägen wird. In absehbarer Zeit werden kostenlose Tools verfügbar sein, die mindestens so leistungsfähig sind wie ChatGPT. Mit der Veröffentlichung der API (Application Programming Interface) von ChatGPT hat OpenAI bereits den Weg für Softwareentwickler geebnet, die Funktionen von ChatGPT effizient in eigene Programme und Webseiten zu integrieren.

KI in der Schule Michel Gilgen
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Jederzeit ein Assistent bereit
Ein konkretes Beispiel ist der geplante Microsoft 365 Copilot, der KI-Funktionen in Office-Anwendungen wie Word, PowerPoint, Excel und Outlook integrieren soll. Dieser Assistent hat das Potenzial, die Arbeitsprozesse von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Schulleitungen grundlegend zu verändern. Wenn jederzeit ein Assistent zur Verfügung steht, der sowohl alle Funktionen der Software als auch den Inhalt aller unserer Dateien versteht, verliert die Anwendungskompetenz erheblich an Relevanz – die Fähigkeit, diese Systeme effizient und zielgerichtet einzusetzen, gewinnt hingegen an Bedeutung.

Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, dass sich Lehrpersonen und andere Akteure im Bildungsbereich intensiv mit dem Konzept der grossen Sprachmodelle auseinandersetzen, um den Herausforderungen und Möglichkeiten dieser Technologie gerecht zu werden und adäquate Antworten auf die sich wandelnden Anforderungen im Unterricht zu finden.

Um die beeindruckenden Fähigkeiten von ChatGPT in seiner neuesten Version, basierend auf der GPT-4 Architektur, zu demonstrieren und gleichzeitig zu veranschaulichen, wie ein KI-Assistent bei der Erstellung von Entwürfen oder bei Schreibblockaden helfen kann, wurde der folgende Text von diesem KI-Assistenten erstellt. In nur 20 Sekunden generierte der Chatbot einen weitgehend kohärenten und informativen Text, der nur in wenigen Punkten aus pädagogischer Sicht angepasst werden müsste. Im Grossen und Ganzen bin ich mit den vorgeschlagenen Inhalten einverstanden. Allerdings möchte ich betonen, dass die Rolle der Lehrpersonen als reine Wissensvermittler nicht dem modernen Verständnis von kompetenzorientiertem Unterricht entspricht.

«Neben den technischen Aspekten und der Integration von KI-Tools in den Unterricht ist es wichtig, ethische Fragen rund um den Einsatz dieser Technologien zu berücksichtigen. Die Verwendung von KI-gestützten Assistenten wie ChatGPT wirft Fragen nach Datenschutz, Privatsphäre und Urheberrecht auf. Schülerinnen und Schüler müssen darauf hingewiesen werden, dass die Nutzung solcher Assistenten zwar viele Vorteile bietet, aber auch mit Risiken verbunden ist. Lehrpersonen sollten eine offene Diskussion über den angemessenen Einsatz dieser Technologien in der Schule führen und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Richtlinien und Verhaltensweisen entwickeln, die dem verantwortungsbewussten Umgang mit KI-gestützten Tools Rechnung tragen.

Darüber hinaus ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern klarzumachen, dass KI-Tools wie ChatGPT zwar in vielen Fällen hilfreich sein können, aber auch ihre Grenzen haben und keine menschliche Intuition oder Kreativität ersetzen können. Die Vermittlung von Medienkompetenz und kritischem Denken wird vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung des Unterrichts und der Nutzung von KI-gestützten Tools immer wichtiger.

Die zunehmende Verbreitung dieser Werkzeuge im Bildungsbereich bedeutet nicht, dass Lehrpersonen überflüssig werden. Vielmehr verändert sich ihre Rolle und ihre Verantwortung. Lehrpersonen werden sich stärker darauf konzentrieren müssen, Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung ihrer individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen zu unterstützen und sie dazu zu befähigen, innovative und kreative Lösungen für komplexe Fragestellungen zu erarbeiten.

Dabei können KI-Tools wie ChatGPT als unterstützende Instrumente dienen, die den Lehrpersonen helfen, die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler besser zu erkennen und auf sie einzugehen. Gleichzeitig müssen Lehrpersonen als Vermittler von Wissen und Werten agieren, um den Schülerinnen und Schülern Orientierung im Umgang mit neuen Technologien und ethischen Fragestellungen zu bieten.

ChatGPT und andere KI-Werkzeuge sind keine kurzlebigen Hypes, die bald wieder verschwinden werden. Vielmehr sind sie Ausdruck einer Entwicklung, die den Bildungsbereich nachhaltig verändert. Daher ist es wichtig, sich als Lehrperson, Schulleitung, Schülerin oder Schüler aktiv mit diesen Technologien auseinanderzusetzen und sich auf die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen einzustellen. Dabei sollten technische, pädagogische und ethische Aspekte gleichermassen berücksichtigt werden, um einen sinnvollen und verantwortungsbewussten Einsatz von KI-gestützten Tools im Unterricht zu gewährleisten.»


* Thomas Zurfluh, Dozent Medien und Informatik an der PH Zug und Mitglied ICT-Fachgruppe OSKIN

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