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06.11.2024

Umgang mit herausforderndem Verhalten

06.11.2024
Ein Einblick in die aktuelle Überarbeitung des kantonalen Konzepts Sonderpädagogik (KOSO).
JSCC
Bild Legende:

Das kantonale Konzept Sonderpädagogik wird aktuell überarbeitet. Ein Schwerpunkt der Überarbeitung ist der Umgang mit herausforderndem Verhalten.

Von Jolanda Joos und Carla Canonica*

Seit 2008 liegt die Verantwortung für schulische Förderung und die sonderpädagogischen Massnahmen für Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf bei den Kantonen. Im Kanton Zug bildet das Konzept Sonderpädagogik (KOSO) die Grundlage für die Organisation und Umsetzung dieser Angebote und legt spezifische Regelungen zur Anerkennung und Qualitätssicherung der Sonderschulen fest. Angesichts der aktuellen Legislaturziele 2023-2026 wird das KOSO aus dem Jahr 2010 nun aktualisiert. Ziel ist es, bis Ende 2026 eine überarbeitete Version vorzustellen, die sich an den heutigen Anforderungen orientiert. Die Abteilung Sonderpädagogik im Amt für gemeindliche Schulen koordiniert diesen Prozess unter Einbezug diverser Akteure.

Schwerpunkt: Umgang mit herausforderndem Verhalten
Der Umgang mit herausforderndem Verhalten stellt eine der grössten Belastungen für Lehrpersonen dar und ist ein zentraler Schwerpunkt der Überarbeitung des KOSO. Eine Umfrage unter Schulleitenden der gemeindlichen Schulen und Sonderschulen im Juni 2023 lieferte wichtige Einblicke und Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Konzepte und Unterstützungsangebote. Ziel dieser Erhebung war es, Herausforderungen und Unterstützungsbedarf systematisch zu erfassen. Der vollständige Ergebnisbericht ist unter diesem Link verfügbar.

Ergebnisse der Onlineumfrage
Die Umfrage bestätigte die Bedeutung bestehender Konzepte zum Umgang mit herausforderndem Verhalten und zeigte auf, welche Strategien besonders erfolgreich sind:

  • Konzepte zur Prävention und Intervention
    Rund 79 % der Schulen verfügen bereits über ein Konzept für den Umgang mit herausforderndem Verhalten. Diese Konzepte umfassen präventive Massnahmen sowie klare Handlungsleitfäden zur Reaktion auf Regelverstöße. Zu den am häufigsten genannten Ansätzen zählen die «Neue Autorität» von Haim Omer, «Classroom Management» und der «No Blame Approach». Programme wie «Ich schaff’s!» und «chili» werden ebenfalls häufig eingesetzt, um ein positives Schulklima zu fördern und Konflikte frühzeitig zu entschärfen. In Fällen akuten Bedarfs werden externe Fachstellen wie die Schulsozialarbeit oder der Schulpsychologische Dienst hinzugezogen.
  • Gelingensbedingungen
    Zusätzliche personelle und zeitliche Ressourcen wurden von den Befragten als entscheidend für den Erfolg der Integration von Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten benannt. Dazu zählen die Bereitstellung von Klassenassistenzen, Teamteaching sowie spezialisierten Fachkräften wie Heilpädagoginnen und Heilpädagogen. Ebenso sind eine enge Zusammenarbeit mit Eltern und regelmässige Absprachen zwischen Lehrpersonen und Fachpersonal wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler.
  • Notwendigkeit spezifischer Fachkompetenz und Unterstützung
    Aus Sicht der Schulleitungen wünschen sich die Lehrpersonen gezielte Weiterbildungen und Coachings, um ihre Kompetenz im Umgang mit herausforderndem Verhalten zu stärken und ihre Belastung zu reduzieren. Zwar wird die Bereitschaft der Lehrpersonen zur Förderung dieser Kinder und Jugendlichen als hoch eingeschätzt, doch die oft intensive Beanspruchung führt zu einem hohen Bedarf an zusätzlicher Unterstützung und Ressourcen. Kleine Klassengrössen, klare Handlungspläne und flexible Optionen wie Schulinseln werden ebenfalls als förderlich bewertet.
Bild: Michel Gilgen
Bild Legende:

Fazit der Umfrage
Die Befragung zeigt, dass die Schulen im Kanton Zug ein hohes Mass an Professionalität im Umgang mit herausforderndem Verhalten an den Tag legen. Um jedoch den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, benötigen die Lehrpersonen mehr spezifisches Knowhow, qualifiziertes Personal und zusätzliche Ressourcen. Gezielte Weiterbildungsangebote sowie institutionalisiertes Coaching und Beratung tragen nicht nur zur Stärkung der Fachkompetenz, sondern auch zur Berufszufriedenheit bei.

Handreichung zur Entwicklung gemeindlicher Konzepte
Im Zuge der Überarbeitung des KOSO und des am 1. August 2024 in Kraft getretenen revidierten Schulgesetzes müssen alle Gemeinden im Kanton Zug über ein Konzept zum Umgang mit herausforderndem Verhalten verfügen. Ergänzend zu integrativen Unterstützungsmassnahmen sollen diese Konzepte auch kurz- und mittelfristige Separationsangebote beinhalten. Die Abteilung Sonderpädagogik hat hierfür in Zusammenarbeit mit der Abteilung Externe Evaluation eine Handreichung zur Entwicklung dieser Konzepte erstellt. Sie umfasst Grundlagen zum pädagogischen Umgang mit herausforderndem Verhalten sowie sechs Kriterien, welche die gemeindlichen Konzepte erfüllen sollen.
Ein ganzheitliches, systemisches Verständnis von herausforderndem Verhalten bildet die Grundlage dieses Ansatzes und unterstützt sowohl die Gemeinde als auch die Lehrpersonen darin, flexible und unterstützende Massnahmen für betroffene Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Die Handreichung ist unter diesem Link online verfügbar.

Nächste Schritte
Im weiteren Verlauf der KOSO-Überarbeitung werden spezifische Massnahmen und strategische Anpassungen zur Förderung der Fachkompetenz im Umgang mit herausforderndem Verhalten entwickelt. Das Schulfeld wird auf geeignete Art und Weise in den Entwicklungsprozess eingebunden, um passende Lösungen und Angebote vorschlagen zu können.


*Jolanda Joos ist Mitarbeiterin der Abteilung Sonderpädagogik und unter anderem verantwortlich für die besondere Förderung. Sie ist schulische Heilpädagogin mit langjähriger Erfahrung in integrativen und separativen Settings und selbständig in der Beratung und Weiterbildung von Schulen tätig.

Carla Canonica leitet seit Februar 2022 die Abteilung Sonderpädagogik. Sie ist promovierte Sonderpädagogin und Erziehungswissenschaftlerin und hat Erfahrung in der Beratung, Evaluation sowie Aus- und Weiterbildung in der Heilpädagogik.

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