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13.06.2023

Empowerment – 7 Fragen an Johannes Breitschaft

13.06.2023
7 Fragen an Johannes Breitschaft. Leiter Beratungsstelle für Bildungsfachleute
JB
Bild Legende:

100 Tage im Amt gönnen wir Johannes Breitschaft nicht, stellen dafür aber auch nur 7 Fragen. Wir fangen gerade mit dem besonderen Nachnamen an.

Google meint, die Namensherkunft von Breitschaft sei ungeklärt. Stimmt's?
Die so genannte künstliche Intelligenz meint: «Der Familienname "Breitschaft" ist ein deutscher Nachname, der aus zwei Wörtern besteht: "breit" und "Schaft". "Breit" bedeutet "weit" oder "breit", während "Schaft" sich auf einen Stamm oder eine Säule bezieht. Der Name könnte daher auf eine Person oder Familie hinweisen, die aus einer breiten oder weitläufigen Region stammt oder möglicherweise mit einer bestimmten Säule oder einem bestimmten Stamm verbunden ist.» Die Antwort hat mich zum Lachen gebracht, ich muss meinen Stamm noch finden.
Manchmal verstehen Personen am Telefon den Namen nicht, da er selten ist. Da sage ich jeweils: «wie Bereitschaft, einfach ohne das erste e», so verstehen es alle.
Vielleicht ist der Name Breitschaft tatsächlich abgeleitet von Bereitschaft, was assoziiert wird mit den Begriffen Bereitwilligkeit, Commitment, Einsatzfreude, Engagement. Das gefällt mir durchaus.

In der Rubrik «7 Fragen an» stellen sich Menschen rund um die Zuger Schulen den Fragen von www.schulinfozug.ch. Einige Fragen sind individuell oder funktionsbezogen, einige Fragen sind in allen Interviews dieselben. Diesmal mit Johannes Breitschaft. Seit April 2023 leitet er die Beratungsstelle für Bildungsfachleute an der PH Zug. Zudem ist er dort seit kurzem auch Co-​Leiter des Leistungsbereichs Weiterbildung, Beratung und Dienstleistungen.

Gibt es Dauerbrenner bei der Beratung von Lehrpersonen?
Wir publizieren jeweils den Jahresbericht, in dem folgende Themen immer wieder vorkommen:

  • Persönliche und berufliche Standortbestimmung, auch im Rahmen der Intensivweiterbildung
  • Zusammenarbeit im Team / Kollegium
  • Laufbahnberatung und Personalentwicklung
  • Selbst-Management, Selbstvertrauen, Resilienz-Stärkung, Umgang mit Belastungen und Erschöpfung
  • Führungs- und Schulkultur
  • Rolle als Lehrperson oder Führungsperson  
  • Konflikte und Krisen
  • Classroom-Management, Umgang mit herausforderndem Verhalten

Die Themen sind vielschichtig, der pädagogische Beruf ist komplex und weist in der Grundanlage schon viele Spannungsfelder auf. Das Bedürfnis nach Klärung, einer unvoreingenommenen Sichtweise, nach Lösungsmöglichkeiten ist hoch. Da sind systemische, ressourcen- und lösungsorientierte sowie prozessbezogene Ansätze gefragt. Übrigens muss man nicht schon in einer Krise sein, um das Beratungsangebot zu nutzen. Manchmal braucht es zu Situationen auch einfach eine zweite Sicht, ein professionelles Gegenüber, das ihre Eindrücke spiegelt. Zwischen fünf und zehn Beratungsstunden sind für die meisten Bildungsorganisationen im Kanton Zug über einen Solidarbeitrag finanziert. Bildungsfachleute profitieren somit von einem kostenlosen Angebot.

Welche drei Begriffe beschreiben Sie am besten?
Am besten beschreibt man sich mit Eigenschaften, die andere über einen sagen. Sie meinen ich sei positiv, bodenständig, vielseitig interessiert, innovativ. Man ist und arbeitet gerne mit mir zusammen. Es gibt ja das Johari-Fenster, das beschreibt mit den Achsen «bekannt und unbekannt» und «mir und anderen» in der Kombination vier verschiedene Felder. Interessant ist für mich vor allem, was mir nicht bekannt, anderen aber in ihrer Wahrnehmung über mich bekannt ist. Dort findet Entwicklung statt. Das findet man aber nur in einem tieferen Vertrauensverhältnis heraus und wenn man aktiv nach Feedback fragt. Was mir nicht bekannt ist und anderen auch nicht, das bleibt wohl für ewig in der Schlummerkiste.

Was war als Kind Ihr Traumberuf?
Schon als Kind versuchte ich häufig, Streitigkeiten zu schlichten. Ab und zu bin ich dabei selbst unter die Räder gekommen. Kämpfe auf dem Pausenplatz waren damals alltäglich, Pausenaufsicht nicht existent. Da mussten wir uns selbst regulieren. Damals sagte man mir nach, dass ich sicherlich später mal als Diplomat arbeiten würde. Ich habe später sogar noch die Informationsveranstaltung besucht und mir lange offengelassen, ob ich internationale Beziehungen studieren möchte. Es hat mich dann doch mehr in die Pädagogik, Psychologie und zum Coaching gezogen. Das Reisen ist mein Hobby geblieben und habe ich nicht zu meinem Beruf gemacht.  

Mit wem würden Sie gerne einmal einen Monat lang tauschen?
Als Berater versuche ich, Situationen in ihrer Vielschichtigkeit aufzunehmen. Dabei gibt es Themen, die im Vordergrund sind, andere im Hintergrund. Themen vor den Kulissen und hinter den Kulissen. Es gibt Dinge, welche man sprachlich mitbekommt, andere sind weniger gut sichtbar. In vielen Beratungen sind diese verschiedenen Ebenen bedeutsam. Bei bekannten Persönlichkeiten haben die Rolle und die öffentliche Wirkung eine grosse Bedeutung. Das, was dahinter ist, ist nicht sichtbar. Mich würde sehr interessieren, was sich bei solchen Leuten hinter den Kulissen abspielt, wie sie mit Spannungsfeldern umgehen und was sie motiviert und umtreibt. Das fände ich spannend – aber tauschen niemals! Da bin ich froh, dass ich bin, wie ich bin und möchte auch niemand anders sein.

An welche Lehrperson erinnern Sie sich gerne und warum?
Mich haben Lehrpersonen fasziniert, die «Persönlichkeiten» und leidenschaftlich in ihrer Arbeit waren. Das innere Feuer hat sich auch auf uns Schülerinnen und Schüler übertragen. Ich mag mich auch gerne an einen Lehrer erinnern, der uns analog zur Lehrperson, die von Robin Williams in Dead Poets Society dargestellt wurde, in unserer Haltung und in unserem Auftritt weitergebracht hat. Dies hat zur damaligen Zeit, 1985, viel Mut gebraucht. Übrigens hatte er einzelne von uns auch aufgefordert, auf die Tische zu stehen und einen kurzen Vortrag zu philosophischen Themen zu halten.

Wer Kindern und Jugendlichen selbständiges Denken und Handeln beibringen soll, will auch selbständig denken und handeln. Wie blicken Sie als Berater auf dieses Spannungsfeld der Schule?
Vollkommene Autonomie ist für mich keine Zielgrösse. Es geht aus meiner Sicht meist um Autonomie in Verbundenheit sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen.
Bei Kindern und Jugendlichen nehmen wir unsere Verantwortung als Pädagoginnen und Pädagogen und Eltern gemäss Benner wahr, indem wir sie auf dem Weg zum Selbstständigwerden durch Behütung, Impulse, Gegenwirkung und Unterstützung begleiten. Nach und nach macht man sich selbst überflüssig mit dem Ziel einer stufengerechten, selbstständigen Lebensbewältigung.
Als erwachsene, professionelle Person in der Pädagogik ist man nicht unabhängig im Tun. Es bestehen immer Spannungsfelder zwischen pädagogischen Ansprüchen und gesellschaftlichen, institutionellen Vorgaben. Schule hat nach dem Pädagogen Gert Biesta einen dreifachen Auftrag: neben der Qualifizierung, den Auftrag der Subjektwerdung und Sozialisierung. Dies kann nur gelingen, wenn Lehrpersonen – eingebunden in einen konstitutionellen Rahmen – sich selbst und den Schülerinnen und Schülern Möglichkeitsräume schaffen, wo in Kooperation gemeinsam gelernt und anstehende Probleme gemeinsam gelöst werden können. Lernen an sich ist nicht beschränkt auf einzelne Personen, sondern ist ein Anspruch, der sich auch auf Gemeinschaften und Organisationen beziehen soll. Eine «reife» Organisation fördert sowohl die gemeinsame Verantwortung als auch das Empowerment von Einzelnen, im Sinn einer Autonomie in Verbundenheit.

Angebot für Lehr-, Führungs- und Betreuungsfachpersonen von Bildungsorganisationen:
Bildungsfachleute bewegen sich in einem anspruchsvollen Tätigkeitsfeld, das ein ständiges Weiterlernen im Beruf unabdingbar macht. Die Beratungsstelle für Bildungsfachleute (BBfL) der Pädagogischen Hochschule Zug bietet prozessorientierte Begleitungen an – sowohl in pädagogischen, psychologischen Belangen wie auch in Fragen des Managements, der Zusammenarbeit und der Personalentwicklung. Beratung dient der Professionalisierung, Klärung und Lösungsfindung.

Kontakt über: beratung@phzg.ch oder +41 41 710 66 66.

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