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17.01.2024

Coaching hilft – auch unseren Lehrpersonen

17.01.2024
Wie und warum Coaching wirkt – «dem Geheimnis auf der Spur»
JB
Bild Legende:

Die Aussage einer Klientin im Beratungsprozess, «das hat mir jetzt echt was gebracht und neue Perspektiven eröffnet», wirft die Frage auf, welche Faktoren zu solchen positiven Ergebnissen führen. Wie gehen Beraterinnen und Berater der Beratungsstelle für Bildungsfachleute (BBfL) in Coachingprozessen vor und auf welche Aspekte achten sie?

Von Johannes Breitschaft, Leiter Beratungsstelle für Bildungsfachleute der PH Zug

Die Mehrzahl der Anfragen bei der BBfL wird im Rahmen von Einzelcoachings bearbeitet. Eine erste grundlegende Aufgabe der Beraterinnen und Berater besteht darin, die passende professionelle Form und Ausgestaltung der Beratung jeweils in Kürze zu identifizieren. Während in der fachlichen Beratung Expertenwissen vermittelt wird und das Sachwissen im Vordergrund steht, rückt im Coaching die individuelle Person mit ihren Anliegen ins Zentrum. Aus systemischer Sicht betont der Coachingprozess die interaktive Zusammenarbeit zwischen Coach und Klientin oder Klient, bei dem spezifische Anliegen definiert, Hypothesen beleuchtet, Hindernisse identifiziert und Ressourcen hervorgeholt werden, um Strategien zur Erreichung einer gewünschten Klärung oder Veränderung zu entwickeln. Im optimalen Fall führt dieser ganzheitliche Prozess nicht nur zu individueller Entwicklung. Er schafft darüber hinaus auch eine positive Dynamik im gesamten sozialen System der Klientin bzw. des Klienten. Zu Beginn steht oft die Komplexitätsreduktion und Zielsetzung im Fokus, sodass nach der Analyse der Ausgangslage eine Strukturierung gefragt ist, die bereits erste Erkenntnisse hervorruft. Häufig befindet sich die Klientin bzw. der Klient zu Beginn in einer Art "Problemtrance", einem "Nebel der bisherigen Vorstellungen". Daher ist es wichtig, neue Sichtweisen unter Einbeziehung von Ressourcen und lösungsorientierten Ansätzen zu entwickeln.

Wirkung und Wirkfaktoren von Coaching
Forschungen zeigen unabhängig von der spezifischen Fragestellung die positive Wirkung von Coaching auf (vgl. Ebenmann, 2021, 18). Mehrere Metaanalysen belegen, dass Klientinnen und Klienten durch Coaching emotional entlastet werden, ihre Reflexionsfähigkeit steigern, neue Perspektiven gewinnen, ihr Beziehungsverhalten zu sich selbst und anderen verändern sowie die Selbstregulations- und Problemlösefähigkeit (Coping) erhöhen. Es zeigt sich eine erhöhte Arbeitszufriedenheit und besseres Wohlbefinden im Beruf sowie eine langfristig orientierte nachhaltige Leistungsfähigkeit. Coaching wird somit als professionelle Form der individuellen Beratung im beruflichen Kontext im Spannungsfeld Person – Rolle – Organisation betrachtet, die aufgrund der Komplexität ausschliesslich von erfahrenen Beraterinnen und Beratern mit notwendigen Beratungs-, Feld- und Sachkompetenzen durchgeführt werden sollte. Die BBfL deckt dies durch eine Vielfalt von unterschiedlichen Hintergründen und ein gemeinsames Verständnis von Coaching ab, was eine professionelle Beratung sicherstellt.

Unabhängig vom spezifischen Beratungsansatz gibt es Untersuchungen darüber, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Coaching wirkt. Greif (2008) argumentiert, dass strukturelle Bedingungen sowohl bei Coach als auch beim Coachee erfüllt sein müssen. Voraussetzungen beim Coach sind beispielsweise beraterische und fachliche Glaubwürdigkeit und die Klärung der Ziele und Erwartungen. Beim Coachee muss eine Veränderungsmotivation (bzw. Klärungsmotivation) und Reflexivität spürbar sein, ebenso wie eine gewisse Beharrlichkeit, um am Thema und an der Klärung oder Lösungsfindung dranzubleiben. Als prozessorientierte Wirkfaktoren, die zum Erfolg des Coachings beitragen, können während Coachingprozessen folgende Fragestellungen sowohl vom Coach als auch für die Klientinnen und Klienten zur Reflexion steuernd sein:

Wertschätzung und emotionale Unterstützung

  • Ich fühle mich als Person im Coaching ernst genommen und werde mit meinen Themen verstanden
  • Ich fühle mich als Person im Coaching aufgehoben und erhalte emotionale Resonanz
  • Ich habe beim Coaching den Eindruck, dass es um mich und meine Themen geht

Affektreflexion und –kalibrierung

  • Ich erhalte genügend Raum für meine Gefühle und ich werde unterstützt über meine Gefühle zielgerichtet zu reflektieren
  • Ich werde angeregt die spezifische Bedeutung meiner Gefühle und die damit verbundenen Bedürfnisse zu verstehen und zu erkennen
  • ich erhalte die Gelegenheit meine Gefühle mit Distanz zu betrachten und neu einzuordnen

Ergebnisorientierte Problemreflexion

  • Ich setze mich im Coaching aktiv mit den zentralen Themen auseinander und werde unterstützt Zusammenhänge zu erkennen
  • Im Rahmen des Coachings werden erste Handlungsansätze zur Klärung oder Veränderung besprochen
  • Ich habe das Gefühl, dass ich meinem Ziel zur Klärung oder Problemlösung jeweils näher gekommen bin

Ergebnisorientierte Selbstreflexion

  • Ich werde angeregt über meine Motive und Bedürfnisse sowie über mein Erleben und Verhalten nachzudenken und Folgerungen abzuleiten
  • Ich werde angeregt über mich selbst in Beziehung zu den zu bearbeitenden Themen bzw. zu anderen Personen nachzudenken und Folgerungen abzuleiten
  • Die Anregungen zur Selbstreflexion haben jeweils auch einen Bezug zu meinen Zielen im Coaching

Zielklärung

  • Die Zielklärung erfolgt über den ganzen Coaching-Prozess
  • Die Zielklärung ist zu Beginn Bestandteil jeder einzelnen Coaching-Sitzung
  • Bei Ambivalenzen erhalte ich genügend Raum, um diese in Bezug auf das eigene Ziel zu klären
  • Bei Zielkonflikten erhalte ich genügend Raum, um diese zu bearbeiten und Handlungsmöglichkeiten zu erkennen
  • Der Coach ist unterstützend, wenn es darum geht, die anzustrebenden Ziele zu priorisieren und zu überprüfen
  • Meine Ziele im Coaching sind für mich positiv, persönlich wichtig, selbst erreichbar und herausfordernd

Ressourcenaktivierung und Umsetzungsunterstützung

  • Ich werde bei Problemlösungen unterstützt meine Ressourcen und Erfahrungen einzubringen
  • Ich fühle mich bei der Planung der Umsetzung positiv-kritisch unterstützt
  • Planungsvorhaben werden genau besprochen, so dass die einzelnen Schritte nachvollziehbar sind
  • Es besteht die Möglichkeit über zukünftige Situationen nachzudenken oder sie mental vorzustellen oder einzuüben
  • Ich erhalte Anregungen, wenn es darum geht, Hindernisse anzugehen oder meine Haltung zu überprüfen.
  • Ich erhalte sowohl unterstützende wie wohlwollend-konfrontierende Resonanz vom Coach in Bezug auf meine Ressourcen und Umsetzungsthemen

Evaluation der Fortschritte im Verlauf

  • Ich kann konkrete positive Ergebnisse und Wirkungen des Coachings benennen und schätze den bisherigen Zielerreichungsgrad positiv ein
  • Erste Ergebnisse der Klärung oder erste Lösungsansätze sind schnell erfolgt und ich empfinde die Zeit zur Reflexion des Coachingprozesses passend, d.h. nicht zu viel und nicht zu wenig
  • Ich empfinde mich selbst für das Ergebnis zum wesentlichsten Teil verantwortlich und werde vom Coach begleitet und unterstützt

Individuelle Anpassung und Analyse

  • Es wird das bearbeitet, was gerade im Vordergrund ist, und trotzdem ist das Ziel stets im Fokus
  • Die Zeit zur Klärung bzw. Problemlösung ist stets meinen Bedürfnissen angepasst
  • Die Vorgehensweisen und Methoden sind stets passend zu meinem Anliegen und zu mir und ich erhalte immer das Gefühl selbst auch einwirken zu können.

Im Coaching der BBfL werden im Prozess gezielt einzelne relevante Faktoren mündlich in geeigneter Form abgefragt und gleich im weiteren Verlauf integriert. Die Berücksichtigung der obigen beschriebenen Faktoren führt dazu, dass die eingangs erwähnte Klientin zum Ergebnis kommt: «Das hat mir jetzt echt was gebracht und neue Perspektiven eröffnet».


Die Beratungsstelle für Bildungsfachleute (BBfL) im Kanton Zug bietet Lehrpersonen, Schulleitungen und Mitarbeitenden der schulergänzenden Betreuung die Möglichkeit, sich niederschwellig und auf eigene Initiative hin coachen zu lassen. Diese Beratungen werden durch die meisten Schulen solidarisch unterstützt und sind über eine Pauschale finanziert - für die Lehrpersonen also kostenlos. Themen sind v. a. Laufbahnplanung und persönliche Standortbestimmungen, Begleitung in der IWB, Selbst- und persönliches Gesundheitsmanagement, Zusammenarbeit, Konflikte, Krisen, Classroom-Management und herausfordernde Schulsituationen, Elternzusammenarbeit, u. a. m.

Geleitet wird die Beratungsstelle für Bildungsfachleute durch Johannes Breitschaft, die Beratungen werden durch ein professionelles Team mit vielfältigen Erfahrungen durchgeführt.

Weitere Informationen finden sich online unter diesem Link oder gibt's per E-Mail.

Die Beratungsstelle leistet als Teil der Abteilung «Weiterbildung, Dienstleistungen & Beratung» der PH Zug einen zentralen Beitrag zum professionellen Weiterlernen «on the job» im Rahmen der allgemeinen Qualitätssicherung und -​weiterentwicklung im Bildungswesen des Kantons Zug.


Literatur

  • Ebermann, D. (2021). Interview mit Prof. Dr. Carsten C. Schermuly. Wie sich Nebenwirkungen und Abbrüche im Coaching vermeiden lassen. Coaching-Magazin, 1/2021, S. 14–21.
  • Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Göttingen: Hogrefe

Weitere Informationen

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