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02.05.2024

Ça marche? 7 Fragen an Sylvia Nadig

02.05.2024
Sylvia Nadig antwortet auf 7 Fragen zum Sprachaustausch und zur Person.
SN
Bild Legende:

Sylvia Nadig* ist Austauschverantwortliche und bringt Zug und die Romandie zusammen. Mit viel Enthusiasmus und grossem Erfolg. Une belle histoire de succès!

In der Rubrik «7 Fragen an» stellen sich Menschen rund um die Zuger Schulen den Fragen von www.schulinfozug.ch. Einige Fragen drehen sich um die individuellen Aufgaben, einige Fragen sind in allen Interviews die gleichen. Diesmal mit Sylvia Nadig*.

Bonjour Madame Nadig, l'échange d'élèves entre les écoles de Zoug et de la Suisse romande est-il en bonne voie?
Absolument 😊! Wir haben das grosse Glück, dass der Kanton Zug mit seinem Programm Zug+ «Förderung Sprachaustausch an den gemeindlichen Schulen» (2021 – 2025) grosszügige Mittel zur Verfügung gestellt hat, um dem Austausch mit der Westschweiz Flügel zu verleihen. Ein wesentlicher Teil dieser Unterstützung geht an die austauschverantwortlichen Primar- und Oberstufenlehrpersonen, die in ihrer Schulgemeinde als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren andere Lehrpersonen ins Boot holen, ihnen Unterstützung bieten und Beispiele für die Webseite (www.sprachaustausch.phzg.ch) bereitstellen.

Das Ziel dieses ehrgeizigen Programms ist es, dass bis Ende 2025 «die Hälfte der Zuger Schülerschaft der gemeindlichen Schulen mindestens einmal eine Austauschaktivität mit Ortsverschiebung in der Westschweiz erleben kann.» Wir sind gut unterwegs, es braucht aber noch viele Anstrengungen, um dieses Ziel zu erreichen. Während der ersten nationalen Austauschwoche vom 13.–17. November 2023 besuchten zehn Zuger Schulklassen ihre Partnerklasse in der Westschweiz. Damit war der Kanton Zug im Verhältnis zu seiner Grösse klarer Spitzenreiter. Über diesen Erfolg wurde rege berichtet. Als tendenziell englischsprachig geprägter Kanton profiliert sich Zug damit schweizweit als Pionier bei der Förderung der Landessprachen. Die Schlagzeile «Zug gibt beim Sprachaustausch Vollgas» ist nicht nur ein Wortspiel.

Ein Austausch kann ohne oder mit Ortsverschiebung erfolgen. Es ist immer ein Highlight, wenn Briefe, ein Überraschungspaket oder Fotos von Schülerprodukten, welche im Zusammenhang mit dem Lehrmittel sowieso erstellt wurden, ankommen. Aber ein physisches Treffen ist natürlich noch prägender, beispielsweise an einem Begegnungstag, auf einer gemeinsamen Schulreise, im Klassenlager oder bei einem Besuch in der Partnerschule.

Begegnungstage sind für Klassenlehrpersonen der Primarstufe verhältnismässig einfach zu organisieren und sie haben seit 2021 in unserem Kanton stark zugenommen. Auf der Zuger Austauschwebseite www.sprachaustausch.phzg.ch finden sich konkrete Beispiele sowie die dafür aufbereiteten Unterlagen der Lehrpersonen. Vor wenigen Tagen trafen sich beispielsweise eine 5. Klasse aus Oberägeri und ihre Waadtländer Partnerklasse in Fribourg und erkundeten in gemischten Vierergruppen die Stadt bei einem Stadt-Minigolf. Die Zuger Schülerinnen und Schüler meinten auf der Heimreise unisono: «Das war ein cooler Tag!» Was will man mehr, als dass ein Kontakt mit Französischsprachigen als «cool» bezeichnet wird?

Auf der Oberstufe ist es aufgrund des Fachlehrersystems schwieriger, die Partnerklassen zu treffen. Dank Zug+ sind insbesondere die Erfahrungen mit Rotationsaustausch bei uns in die Höhe geschnellt – dieses Jahr haben mit 8 Schulgemeinden gleich doppelt so viele wie letztes Jahr ihrer Schülerschaft dieses Format angeboten. Beim Rotationsaustausch wohnen die Schülerinnen und Schüler während der einen Hälfte der Woche bei ihrem Tandem und gehen zusammen zur Schule, die andere Wochenhälfte spielen sie Gastgeber. Dieses Format hat sich für die Oberstufe als ideal erwiesen, auch wenn der Organisationsaufwand für die austauschverantwortlichen Lehrpersonen enorm hoch ist. Aber er lohnt sich, denn die Rückmeldungen der Jugendlichen waren eindrücklich. Sie waren stolz, diesen Schritt gewagt zu haben. Zudem können sie später die Teilnahmebestätigung bei ihrem Bewerbungsdossier beilegen, um zu zeigen, dass sie gewillt sind, die eigene Komfortzone zu verlassen. Denn beim Austausch geht es um weit mehr als «nur» um Sprache. Es geht um Persönlichkeitsbildung.

Was hat sich bei den Schulpartnerschaften getan?
Hier ist seit 2021 sehr viel passiert. Ursprünglich verfügten nur Cham und Hünenberg über eine institutionalisierte Schulpartnerschaft mit einer Westschweizer Schule. Im Jahr 2018 kam Menzingen hinzu. Dank Zug+ haben nun 8 der 11 Zuger Schulgemeinden bereits eine besiegelte Schulpartnerschaft, die neunte Schulgemeinde steht kurz vor dem Unterschreiben ihrer «Charta». Die restlichen beiden Gemeinden sind noch am Eruieren, ob die zugeteilte Partnerschule auch wirklich zu ihnen passt. Die neuen Partnerschulen befinden sich fast ausschliesslich im Kanton Waadt, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Zusammenarbeit mit der dortigen kantonalen Austauschverantwortlichen Fabienne Mottet.

Diese auf Schulleitungsebene angesiedelten, langfristigen Schulpartnerschaften sind das Fundament des Konzeptes Zug+. Sie nehmen den einzelnen Französischlehrpersonen die mühsame Suche nach einer Partnerklasse ab. Dieses Prinzip habe ich von meinem Vorgänger Peter Schenker übernommen, der selbst vor über 20 Jahren die Schulpartnerschaft von Cham mit zwei Waadtländer Schulgemeinden mitgegründet hat.

Zentral für solche Schulpartnerschaften sind persönliche Beziehungen. Das wurde mir einmal mehr bewusst, als ich eine Delegation bestehend aus den Schulleitungen und den austauschverantwortlichen Lehrpersonen aus Ober- und Unterägeri auf ihrem zweitägigen «Schulreisli» nach Blonay ob Montreux begleiten durfte. Bei einem guten Glas Wein und bester Stimmung – wie könnte es anders sein – knüpften wir die ersten Banden. Beim Gegenbesuch der Waadtländer unterschrieben sie nach einer ebenso geselligen Schifffahrt auf dem Ägerisee feierlich die Charta. Diese Schulpartnerschaft hat die nationale Agentur für Austausch und Mobilität movetia sogar als «Bonnes Pratiques» aufgenommen.

Als nächster Schritt steht das Verfassen eines gemeinsamen Austauschkonzeptes der jeweiligen Partnerschulen an, um den Austausch nachhaltig zu verankern. Langfristig soll in den Zuger Schulen Austausch mit der Westschweiz einfach dazugehören.

Welche drei Begriffe beschreiben Sie am besten?
Authentisch, ansteckende Begeisterung, last minute 😉

Was war als Kind Ihr Traumberuf?
Das ist in meinem Fall keine sehr spannende Frage, denn die Antwort lautet: Lehrerin. Und dabei ist es bis heute geblieben.

Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?
Mit jemandem, der 40 Sprachen spricht. In jeder Sprache ist man ein bisschen ein anderer Mensch – so jedenfalls nehme ich es bei mir selbst wahr. Wie facettenreich ist man, wenn man gleich deren 40 spricht!

An welche Lehrperson erinnern Sie sich gerne und warum?
An meinen Professor für amerikanische Literatur an der Universität Fribourg, Robert Rehder. Er liess mit seinen Fragen jeweils nicht locker und brachte uns dazu, weit über unsere Grenzen hinauszudenken.

Seit 2021 und meines Wissens noch bis 2025 stellt der Kanton Zug im Rahmen von "Zug+" besondere Mittel für den Sprachaustausch zur Verfügung. 2025 ist bald und der Kanton hat immer noch Geld. Gibt's schon Ideen?
An Ideen mangelt es nicht, um den Austausch noch nachhaltiger in den Zuger Schulen zu verankern 😊. Viele dieser Ideen setzen bei den Lehrpersonen an, denn sie sind die Schlüsselpersonen im Ganzen. In der heutigen Zeit, in der sie sowieso schon sehr stark gefordert sind, müssen wir ihnen besonders Sorge tragen und sie wo immer möglich unterstützen. Ich könnte mir z. B. geführte Ausflüge für Lehrpersonen nach Bern, Fribourg und Neuchâtel vorstellen, welche ihnen das Rekognoszieren wesentlich erleichtern würden. Wenn dabei die Stellvertretungskosten übernommen würden, müssten sie dafür nicht mal einen freien Tag aufwenden. Ebenso sollten sie auch nach 2025 entlastet werden können, um während zwei oder drei Tagen in der Partnerschule hospitieren zu gehen und persönliche Kontakte zu knüpfen.

Mit einer Fortführung der finanziellen Unterstützung könnten auch die Beiträge für die Unterkunft der Französischstudierenden der Pädagogischen Hochschule Zug nach 2025 weiterhin übernommen werden, die ihr vierwöchiges Fachpraktikum in der Romandie absolvieren. Erfreulicherweise hat sich dieses Jahr die Hälfte unserer Französischstudierenden für diese Westschweizer Option entschieden. Ich bin überzeugt, dass ihnen dadurch die Austauschaktivitäten mit den eigenen Schulklassen viel einfacher von der Hand gehen werden und für sie Austausch im Französischunterricht einfach dazugehört.

So hoffe ich, dass wir es in der viersprachigen Schweiz, in der die Distanzen so kurz sind, irgendwann einmal schaffen, dass der Austausch unserer Schulkinder und Jugendlichen zu einer Selbstverständlichkeit wird.


* Sylvia Nadig (60) ist seit 2018 die Austauschverantwortliche des Kantons Zug. Sie ist Ansprechperson in allen Fragen des Sprachaustausches für die gemeindlichen Schulen: für Schulleitungen, Lehrpersonen, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler (www.sprachaustausch.phzg.ch). Seit 2003 ist sie Dozentin für Fachdidaktik Englisch auf der Primarstufe sowie Fachschaftsleiterin Englisch an der Pädagogischen Hochschule Zug. Sie hat in Fribourg Englisch und Französisch studiert sowie das Höhere Lehramt absolviert. Nach einigen Jahren an der Kantonsschule Bülach und einem zweijährigen Aufenthalt als visiting scholar in den U.S.A. war sie als Fachdidaktikerin für Englisch Sekundarstufe II am Höheren Lehramt in Bern tätig, bevor sie sich dann auf die Primarstufe umorientierte und Englisch an Kinder unterrichtete. Aktuell leitet sie eines der vier BAK-Projekte (Bundesamt für Kultur) der Pädagogischen Hochschule Zug, in welchem sie mit ihrem Team Materialien zur Förderung von Kindern mit Herkunftssprache Englisch im Englischunterricht entwickelt und welches nahtlos an das zweijährige Rektoratsfondsprojekt der PH Zug zu English Native Speakers anschliesst (www.fremdsprachen.phzg.ch). Sylvia Nadig wohnt mit ihrem Mann in Cham und hat zwei Söhne, die beide während ihrer Zeit an der Kantonsschule Zug von einem Austauschjahr profitieren konnten (China resp. Chile).

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