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28.08.2024

Führung: Der Haltung auf der Spur

28.08.2024
Interview mit Johannes Furrer über Führung, Kultur und Haltung in der Schule.
JF
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Eine gemeinsame Haltung unter den Lehrpersonen gibt den Kindern und Jugendlichen Orientierung und Halt. Wie sieht die Externe Evaluation die gemeinsame Haltung? Und wie spürt sie ihr nach? Im Interview gibt Johannes Furrer* Auskunft.

Die externe Schulevaluation überprüft die Qualität der gemeindlichen Schulen. Da gibt es sicher viele Fragen zur Schulführung. Wie aber wird die Klassenführung adressiert?
Wir schauen im Rahmen einer externen Schulevaluation mit verschiedenen Methoden und aus unterschiedlichen Perspektiven auch auf Aspekte der Klassenführung wie zum Beispiel klare und transparente Verhaltenserwartungen und positive Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen, proaktiver und effektiver Umgang mit Disziplinfragen, Rituale, Routinen, feste Abläufe, Zeitmanagement, Raumgestaltung, Struktur und Organisation, damit ein hoher Anteil an Lernzeit gewährleistet wird. Tragfähige, positive Beziehungen fördern Motivation und machen erfolgreiches Lernen möglich. In der schriftlichen Befragung und in den Interviews vor Ort erhalten wir dazu Feedback der Schülerinnen und Schüler sowie eine Selbsteinschätzung der Lehrpersonen. Die Unterrichtsbeobachtungen geben uns weitere wichtige Hinweise zur Qualität der Klassenführung in einzelnen Klassen und ob eine gemeinsame Grundhaltung, ganz besonders auch im Umgang mit herausforderndem Verhalten, an der evaluierten Schule ersichtlich ist. Zudem erfahren wir im Rahmen der Evaluation auch, welche Strategien bzw. Unterstützungsangebote an der Schule etabliert sind und was noch fehlt – immer aus Sicht der jeweiligen Personengruppe.

Tobias Gadient von der Schule Horbach hat in seinem Beitrag die Wichtigkeit einer gemeinsamen Haltung für einen guten Umgang mit den Schülerinnen und Schüler betont. Das heisst auch: Es kann nicht jede Lehrperson eine eigene Haltung zur Klassenführung haben. Einverstanden?
Ja, aber…eine gemeinsame Grundhaltung innerhalb eines Zyklus bzw. einer Schuleinheit gibt den Kindern und Jugendlichen Orientierung und Halt. Sie wissen, was im Unterricht gilt, wo Grenzen sind und wo sie Unterstützung bekommen können. Eine gelungene Klassenführung zeichnet sich nebst Klarheit und Authentizität auch durch einen wertschätzenden, zutrauenden und wohlwollenden Umgang der Lehrpersonen mit den Schülerinnen und Schülern aus. Und trotzdem…Schülerinnen und Schüler sollen mit der Unterschiedlichkeit ihrer Lehrpersonen konfrontiert werden, mit dieser Realität lernen umzugehen. Lehrpersonen sollen in den wichtigsten Punkten ähnliche Haltungen pflegen, schade wäre es aber, wenn ihre Ecken und Kanten zu stark abgeschliffen würden. Aus der Forschung und dem Alltag von Schulen und Lehrpersonen ist eigentlich klar, welche Indikatoren für eine gelingende Klassenführung wirksam sind. Insofern sind diese kaum infrage gestellt. Herausfordernder wird die konkrete Umsetzung dieser «Erfolgsfaktoren». Es sind sich wohl alle einig, dass auf Dauer kein Unterricht oder Lernen stattfinden kann, wenn es Kinder gibt, die die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, stören oder andere Kinder vom Arbeiten und Lernen abhalten. Wie reagiere ich jetzt aber konkret, wenn ich eine solche Situation in meiner Klasse antreffe? Da scheiden sich die Geister bisweilen und nicht jede Lehrperson reagiert genau gleich.

xy
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Wie kommt eine Schule zu einer gemeinsamen Haltung?
Alle an einer Schule tätigen Personen bringen ihre persönlichen Werte und Haltungen mit. Im Dialog und in der Auseinandersetzung mit konkreten Situationen werden diese Werte sichtbar. Es braucht also Zeitgefässe, damit z.B. alle an einer Klasse tätigen Lehrpersonen einen Konsens finden können, wie sie mit herausfordernden Situationen umgehen wollen, wie die Kommunikation untereinander stattfinden soll und welche persönlichen Freiräume bestehen bleiben. Diese Auseinandersetzung kann/soll auch im Unterrichtsteam und auf Schulhausebene stattfinden. Wenn Lehrpersonen und Schulleitung diese Auseinandersetzung zulassen und voneinander lernen, gemeinsam Verantwortung übernehmen, ihr Verhalten reflektieren, offen sind für diesen Dialog, dann kann so etwas wie eine gemeinsam getragene Haltung entstehen.

Und wie mache ich es als Schulführung, dass die gemeinsame Haltung konkret im Unterricht ankommt?
Durch regelmässige Unterrichtsbesuche und anschliessendem Feedbackgespräch findet auch zwischen Schulleitung und Lehrpersonen der Dialog über relevante Aspekte des Unterrichts statt. Aus persönlicher Erfahrung als Schulleiter sehe ich es so: Wie oben erwähnt, muss ich Gelegenheiten schaffen, dass Haltungen abgeglichen werden, dass ein Minimalkonsens vereinbart werden kann. Ich denke auch, dass die persönliche Betroffenheit wichtig ist. Wenn ich konkret von etwas betroffen bin, habe ich einen persönlichen Bezug und Motivation, etwas zu bewegen, zu verändern. Und wieder: wenn es eine Schulleitungsperson schafft, alle Beteiligten zu Betroffenen zu machen, Offenheit vorlebt und schafft, dann kann vieles gelingen. Keinesfalls soll unter einer gemeinsamen Haltung aber eine Gleichmacherei verstanden werden.

Wie spürt ihr als Evaluatorinnen und Evaluatoren eigentlich der gemeinsamen Haltung in der Praxis nach?
Natürlich bei unseren Unterrichtsbeobachtungen, wo wir das Zusammenspiel Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler im Klassenverband beobachten können. Wenn Humor Platz hat und Fehler wie ganz selbstverständlich dazu gehören, nicht ausgelacht wird, wenn sich die Kinder und Jugendlichen gegenseitig helfen und unterstützen, sie voneinander lernen. Dann ebenfalls in den Interviews, wenn offen über Stärken und Entwicklungspotenziale der eigenen Schule gesprochen wird, ehrlich und selbstkritisch. Ganz besonders sichtbar wird diese ‘gemeinsam getragene und gelebte Schulkultur’ auch bei Begegnungen ausserhalb des Schulzimmers, grüssende und lachende Kinder, der Umgang auf dem Pausenplatz und die offenen Türen in vielen Schulhäusern.

Zum Thema

Mit Haltung und Beziehung führen. Tobias Gadient mit Beobachtungen und Lehren aus der Sonderschulung für alle Schulzimmer.

Führung: Eine Sicht der PH Zug. Clemens Diesbergen über die Lehrperson als Führungskraft und die Ausbildung dazu.

Neue oder alte Autorität? Lehrer Lämpel ist out. Autorität nicht. Von Carl Bossard.

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*Johannes Furrer leitet die Abteilung des Amtes für gemeindliche Schulen im Kanton Zug und ist Mitglied der Geschäftsleitung.

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